Aktivisten: Israel greift Syriens Militäranlagen massiv an
Nach dem Sturz der Assad-Regierung bleibt militärisches Gerät zurück. Deshalb bombardiert Israel das Land laut Aktivisten nun so schwer wie noch nie.
Das Wichtigste in Kürze
- Israel hat Syriens Militäranlagen massiv angegriffen.
- Es sei einer der schwersten Angriffe in der Geschichte Syriens.
- Ziel sei es die Waffen vor den Rebellen zu bewahren.
Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad hat Israel laut Aktivisten seine bisher schwersten Angriffe in Syrien geflogen. Innerhalb weniger als zwölf Stunden habe Israel mehr als 100 Ziele im Land angegriffen.
Das teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am späten Montagabend mit. Es seien die «schwersten Angriffe (Israels) in der Geschichte Syriens», sagte Rami Abdel-Rahman, Leiter der Beobachtungsstelle, der Deutschen Presse-Agentur.
Angegriffen worden seien Forschungszentren, Waffenlager, Marine-Schiffe, Flughäfen und Luftflotten. Nach den Luftangriffen auf ein Forschungszentrum berichteten Anwohner laut Augenzeugen von einem starken Gasgeruch. Assad hatte im Bürgerkrieg gegen Zivilisten und Rebellen immer wieder Giftgas eingesetzt.
Israels setzt Syriens Luftabwehr ausser Kraft
Auch Syriens Luftabwehr sei in Damaskus, Homs, Hama, Latakia und Daraa durch Israels Angriffe ausser Betrieb gesetzt worden, hiess es weiter. Mit den Angriffen will Israel offenbar wichtige militärische Anlagen und Fähigkeiten der Assad-Regierung zerstören.
Die Organisation mit Sitz in Grossbritannien stützt sich auf Informanten in Syrien. Israels Militär äusserte sich auf Nachfrage nicht zu den Angriffen. Alles, was die syrische Armee über Jahrzehnte gehalten und aufgebaut hat, sei zerstört worden, sagte ein Militärreporter des israelischen Armeesenders.
Israel hatte in Syrien immer wieder Ziele Iran-treuer Milizen bombardiert, um den Einfluss des Erzfeinds Iran zu verringern. Nach dem Sturz Assads hatte Israels Luftwaffe nach Medienberichten bereits eine Chemiewaffenfabrik in Syrien angegriffen. Berichten zufolge aus Sorge, die Waffen könnten in die Hände von Rebellen fallen.
Netanjahu: Wir wollen ein anderes Syrien
Israel sei dabei, «das Gesicht des Nahen Ostens zu verändern», sagte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu am Abend. Assads Syrien sei «das wichtigste Glied in Irans Achse des Bösen» gewesen. Der Zusammenbruch der Assad-Herrschaft sei eine «direkte Folge der schweren Schläge», die Israel der islamistischen Hamas im Gazastreifen, der Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon und dem Iran versetzt habe. Der Kampf sei aber noch nicht beendet.
«Der Staat Israel etabliert sich zu einem Machtzentrum in unserer Region, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war», sagte Netanjahu. «Wir wollen ein anderes Syrien», das sowohl Israel als auch den Einwohnern Syriens zugutekomme, sagte er. Israel hatte zuvor Streitkräfte in die Pufferzone auf den besetzten Golanhöhen und anderen Orten verlegt, darunter auch auf der syrischen Seite des Berges Hermon. Es sei eine vorübergehende Massnahme.