Alexej Nawalny: Ukraine-Geheimdienstchef spricht von natürlichem Tod
Der Tod von Alexej Nawalny schockierte. Viele glauben der von den russischen Behörden angegebenen Todesursache nicht. Ukraines Geheimdienst hingegen schon.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss Kyrylo Budanov starb Alexej Nawalny tatsächlich an einem Blutgerinnsel.
- Der ukrainische Geheimdienstchef sagt, dies sei «mehr oder weniger bestätigt».
- Im Westen gibt es (bisher) grosse Zweifel an einem natürlichen Tod.
Der ukrainische Geheimdienstchef Kyrylo Budanov hat sich zum Tod von Alexej Nawalny geäussert. Er behauptet, dass der russische Oppositionsführer nicht etwa, wie von vielen vermutet, durch Fremdeinwirkung gestorben sei. Die Todesursache sei wirklich ein Blutgerinnsel.
Diese Information wurde bereits zuvor von russischen, staatlich kontrollierten Medien verbreitet. Demnach sei der Kreml-Gegner in der arktischen Strafkolonie «Polarwolf» bei einem Spaziergang zusammengebrochen. Nun scheint auch Budanov dieser Darstellung Glauben zu schenken.
Auf dem «Year 2024 Forum» in Kiew äusserte sich Budanov am Rande zu diesem Thema: «Ich mag euch enttäuschen», sagte er laut diversen Medien, die sich auf den ukrainischen Sender «Hromadske» berufen. «Aber was wir wissen, ist, dass er wirklich an einem Blutgerinnsel gestorben ist.»
Des Weiteren sagte er: «Das ist mehr oder weniger bestätigt. Das wurde nicht aus dem Internet genommen.» Es sei «leider ein natürlicher Tod».
Trotz dieser Aussagen machen viele den russischen Präsidenten Wladimir Putin für den Tod von Alexej Nawalny verantwortlich. Die Forderungen nach einer unabhängigen Untersuchung nehmen zu. Zuletzt hat Nawalnys Mutter die Leiche ihres Sohnes erhalten.
Wurde er ohne Putins Wissen umgebracht?
Andreas Umland, Analyst am Stockholmer Zentrum für Osteuropa-Studien, hatte letzte Woche gegenüber Nau.ch eine andere mögliche These: «Möglicherweise war der Mord an Alexej Nawalny nicht mit höherer Ebene abgesprochen», sagte er. Putin habe den Mord also womöglich nicht in Auftrag gegeben.
Da die Präsidentschaftswahlen bevorstehen, sei der Zeitpunkt für Putin «ungünstig». «Der Tod dient als Mobilisierungsschub für die russische Opposition. Nawalny gilt nun als Märtyrer für die Demokratie.»
Umlands Vermutung daher: «Der mutmassliche Mord ist ein Ausdruck von bürokratischen Kämpfen innerhalb des russischen Machtapparats.» Die verschiedenen Geheimdienste und Machtorgane innerhalb Russlands arbeiteten nicht so koordiniert zusammen, wie oft angenommen wird.
Sie stehen einander in einer Konkurrenzsituation gegenüber», sagt Umland. «Somit ist es möglich, dass ein Mord durch eine untere Ebene erfolgte. Ohne dass die obere – namentlich Putin – informiert wurde.»
Insgesamt könne man «angesichts der Undurchsichtigkeit der russischen politischen Entscheidungsprozesse nur darüber spekulieren, wie es zur Ermordung Nawalnys gerade jetzt kam».