Allianz erzielt Milliardengewinn trotz Corona
Auch Versicherungen leiden unter Corona, wenn auch weniger stark als die Industrie. Der europäische Branchenprimus muss Federn lassen, wird aber nicht gerupft.
Das Wichtigste in Kürze
- Europas grösster Versicherer Allianz meldet zum Jahresauftakt trotz coronabedingter Einbussen immer noch einen Milliardengewinn.
Covid-19 habe die Allianz bislang 700 Millionen Euro gekostet, sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol in München. Der Münchner Konzern spürt die Auswirkungen der Pandemie im eigentlichen Versicherungsgeschäft ebenso wie bei den Kapitalanlagen. Der Nettogewinn im ersten Quartal sank im Vergleich zum Vorjahr um knapp 29 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro.
In der Schaden- und Unfallversicherung stieg zwar der Umsatz auf 20,3 Milliarden Euro, doch das Ergebnis schrumpfte um 29 Prozent auf eine Milliarde. Abgesehen von der Corona-Pandemie schlugen auch Stürme sowie Buschfeuer in Europa und Australien mit 400 Millionen zu Buche.
Einen unerwünschten Anstieg gab es dementsprechend bei einer der wichtigsten Kennziffern für Versicherungen: Die Schaden-Kosten-Quote stieg auf 97,8 Prozent. Das bedeutet, dass das Unternehmen von jedem eingenommenen Euro 97,8 Cent für die von den Kunden gemeldeten Schäden und die Verwaltung ausgab. Ohne Naturkatastrophen und Corona-Schäden hätte die Quote bei 94 Prozent gelegen, sagte Terzariol. In der Sparte Lebens- und Krankenversicherung ging das operative Ergebnis um ein Viertel auf 819 Millionen Euro zurück, hauptsächlich wegen der Dauertiefzinsen.
Die Allianz ist aber nicht nur eine Versicherung, sondern auch ein sehr grosser Vermögensverwalter. Die Panik, die die Finanzmärkte im März erschütterte, bekam der Konzern direkt zu spüren: Die Kunden der beiden Tochtergesellschaften Pimco und AGI zogen 46,6 Milliarden Euro ab. Insgesamt sank das von der Allianz verwaltete Vermögen - der Grossteil davon Kundengelder - innerhalb der ersten drei Monate um knapp 130 Milliarden auf 2,1 Billionen Euro, ein Minus von knapp sechs Prozent. Allerdings stieg das operative Ergebnis der Sparte dennoch um fast ein Fünftel auf 679 Millionen Euro.
Insgesamt ging das operative Ergebnis des Konzerns um 22 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zurück, wie die Allianz bereits Ende April berichtet hatte. Die Prognose für 2020 von 11,5 bis 12,5 Milliarden ist mittlerweile Makulatur. Im Versicherungsgeschäft wird der Konzern nach Einschätzung seines Finanzchefs am Jahresende etwa zehn Prozent unter Plan liegen. «Im Entertainment-Bereich werden wir erhebliche Verluste haben, das wird bis 400 Millionen gehen», sagt Terzariol. Zum Entertainment zählt unter anderem die Versicherung von Grossveranstaltungen. Eine Einschätzung der Entwicklung an den Kapitalmärkten und deren Auswirkungen auf die Allianz gab Terzariol jedoch nicht ab, so dass eine neue Gewinnprognose noch aussteht.