Eine Frau, die mit ihrer Vagina («fud») darüber streitet, welcher von zwei Männern bevorzugt wird – das ist der Inhalt eines Gedichts aus dem Mittelalter.
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Ein Gedicht aus dem Mittelalter zeigt: Offenen Umgang mit Sexualität gab es früher, als bisher angenommen (Symbolbild). - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Forscherin entdeckte die älteste bisher bekannte Version des Sexgedichts «Rosendorn».
  • Der Fund zeigt, dass es mindestens 200 Jahre älter ist, als bisher angenommen.
  • Bisher hatte man vermutet, dass ein so freizügiger Umgang mit Sex erst später möglich war.
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«Rosendorn», ein Sexgedicht aus dem Mittelalter, ist 200 Jahre älter als vermutet. Die älteste Version dieses freizügigen Dialogs fanden Forscher jetzt im niederösterreichischen Stift Melk.

Bisher waren zwei jüngere Fassungen bekannt: der «Codex Dresden» und der «Karlsruher Codex». Der Fund der Melker Variante ist von Bedeutung: Bisher ging man davon aus, dass erst ab etwa 1500 ein derart freizügiger Umgang mit Sexualität möglich war.

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Ein unscheinbarer Pergamentstreifen brachte neue wissenschaftliche Erkenntnisse (Symbolbild). - Pixabay

Kurz gefasst geht es in dem Text aus dem Mittelalter um eine «junkfrouwe», deren «fud» plötzlich sprechen kann. Die Vagina hält der Jungfrau vor, zu viel auf ihr Aussehen zu geben. Und das, wo doch eigentlich sie es sei, die die Männer begehren.

In der Folge gehen beide getrennte Wege, was wiederum keine der beiden glücklich werden lässt. Und so kommt es am Schluss zur Wiedervereinigung.

Sexgedicht aus dem Mittelalter «unheimlich klug»

So bizarr der Text auch erscheint, «im Kern ist die Geschichte auch unheimlich klug. Es wird vorgeführt, dass man die Person sozusagen nicht von ihrem Geschlecht trennen kann.» Das sagte Christine Glassner vom Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zu APA.

Die Wissenschaftlerin stiess in der Stiftsbibliothek Melk auf einen unscheinbaren Pergamentstreifen. Er diente als Teil eines Einbandes eines jüngeren dort auf Latein geschriebenen theologischen Buches.

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Das Gedicht aus dem Mittelalter wurde in der Stiftsbibliothek Melk entdeckt. - Stift Melk

Dabei handelte es sich einst um eine gängige Methode, um wertvolles Pergament wiederzuverwenden. Die ursprüngliche Seite wurde dafür zerschnitten. «Auch so kleine Reste können aber sehr interessant sein, wie sich das auch hier gezeigt hat», sagte Glassner.

Neue Erkenntnisse dank Sexgedicht

Bisher gingen Mittelalterexperten davon aus, dass ein derartiger Umgang mit Sexualität erst zum Ende des Mittelalters aufkam. Nämlich in der städtischen Kultur des 15. Jahrhunderts, wie die für das Projekt verantwortliche Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz am Mittwoch mitteilte.

Der Fund aus dem Stift Melk stellt diese Einordnung allerdings auf den Kopf. Dies, da die Zeilen laut den Forschern schon um das Jahr 1300 geschrieben wurden. Diese Abschrift mache deutlich, «dass man schon viel früher so frei mit Sexualität umgegangen ist».

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