Am «Tag der Empörung» in Portugal protestieren Tausende
Tausende Menschen sind in Lissabon und anderen Städten Portugals auf die Strasse gegangen, um gegen die Folgen der hohen Inflation zu protestieren und deutliche Erhöhungen der Löhne und Renten zu fordern. In der Hauptstadt marschierten die Demonstranten am Donnerstag auf das Parlamentsgebäude zu. Sie skandierten Slogans wie «Die Lebenshaltungskosten steigen, und die Menschen können das nicht ertragen», «Wir können keine Arbeitsarmut akzeptieren» oder «Damit das Land vorankommt, müssen die Löhne steigen».
Das Wichtigste in Kürze
- Der Gewerkschaftsdachverband CGTP hatte zum Protest aufgerufen und den 9. Februar zum «Nationalen Tag der Empörung» erklärt.
Die Kundgebungen wurden von Arbeitsniederlegungen unter anderem im Gesundheitswesen und im öffentlichen Personenverkehr begleitet.
CGTP-Generalsekretärin Isabel Camarinha zog am Abend in ihrer Rede vor dem Parlament eine positive Bilanz der Proteste und sprach von einem «brutalen Kaufkraftverlust». «Alle Sektoren (...) fordern von den Unternehmen und der Regierung das, was ihnen zusteht, nämlich ein Leben in Würde», sagte sie. Lohn- und Rentenerhöhungen von rund zehn Prozent seien dringend nötig. Man schliesse einen Generalstreik nicht aus, um die Forderungen durchzusetzen, sagte Camarinha.
Im ganzen Land gab es nach Berichten des TV-Senders SIC und anderer Medien rund 20 Protestveranstaltungen. Genauere Schätzungen der Teilnehmerzahlen lagen zunächst nicht vor, aber mehrere Beobachter sprachen von «vielen Zehntausenden.» Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa bezeichnete die Proteste als «gutes Zeichen». «Das politische System wird anfälliger und schwächer, wenn die Wirtschafts- und Sozialpartner nicht die Basis vertreten.»
In Portugal stiegen die Verbraucherpreise im Januar um 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, in Deutschland waren es 8,7 Prozent. Aber der durchschnittliche Brutto-Monatsverdienst beträgt in Portugal nach amtlichen Angaben gut 1350 Euro. In dem Land mit 10,3 Millionen Einwohnern sind die Lebenshaltungskosten in einigen Bereichen – das betrifft vor allem die Mieten – nicht niedriger als in Deutschland und anderen Ländern Europas, wo zum Teil deutlich höhere Gehälter gezahlt werden.