Amazonas: Vatikan diskutiert über Aufhebung des Zölibats
Das Wichtigste in Kürze
- Der Vatikan diskutierte darüber, ob auch verheiratete Männer Priester werden können.
- Die Aufhebung des Zölibats soll nur für Männer aus der Amazonas-Region gelten.
- Das eigentliche Thema der Amazonas-Synode – die Umweltzerstörung – ging jedoch unter.
Die Bischofssynode im Vatikan hat sich für die Priesterweihe von verheirateten Männern ausgesprochen. Allerdings als Ausnahme und beschränkt auf eine einzelne Region.
Die Mehrheit der Teilnehmer des Bischofstreffens zu Problemen im Amazonas schlug am Samstag in Rom vor: «Geeignete und anerkannte Männer» in dem Regenwaldgebiet sollen zu katholischen Priestern geweiht werden können, auch wenn sie eine Familie haben.
Einige Teilnehmer hätten sich auch dafür ausgesprochen, dieses Thema auf «universaler» Ebene anzugehen, heisst es in dem Abschlussdokument. Zugleich stimmten die Synodenteilnehmer für eine neue Diskussion über Frauen in geistlichen Ämtern.
Synode zum Amazonas
Eine Synode fasst keine verpflichtenden Beschlüsse, sondern gibt dem Papst lediglich Empfehlungen. Dieser verfasst dann ein eigenes Schreiben dazu.
Auf der Amazonas-Synode diskutierten Bischöfe und Experten aus Südamerika und anderen Teilen der Welt drei Wochen über den Amazonas. Einerseits über die besonderen Herausforderungen der Kirche, andererseits über die dortige Umweltzerstörung.
Konservative fürchten sich vor Angriff auf Zölibat
Für Zündstoff hatte vor allem die Frage der sogenannten «Viri probati» gesorgt. Also tugendhafte Männer, die in der Region geweiht werden könnten, um den dortigen extremen Priestermangel zu bekämpfen.
Konservative Kritiker befürchten einen Angriff auf den Zölibat und die Kirche in ihrer Gesamtheit. In dem Abschlussdokument ist der Punkt der mit den meisten Gegenstimmen (41 zu 128). Ausdrücklich wird dabei betont, dass nicht der Zölibat, also die Pflicht zur Ehelosigkeit von Priestern, infrage gestellt wird.
Richtungsstreit im Vatikan bezüglich Frauenfrage
Auch bei der Frauenfrage zeigte sich der Richtungsstreit in der Kirche. So sprechen sich die Synodenteilnehmer zwar für mehr Frauen in Führungspositionen aus – was das genau bedeutet, bleibt aber schwammig. Stattdessen erinnert das Papier bei der Frage, ob Frauen zu Diakonninen geweiht werden könnten, an eine Studienkommission. Diese hatte der Papst schon 2016 dazu eingerichtet.
Die Synode wolle sich mit der Kommission austauschen. Über das Abschlussdokument durften nur die Männer abstimmen – was bei den teilnehmenden Frauen Irritationen ausgelöst hatte.
Eigentliches Thema untergegangen
Die Streitthemen Frauen und Priesterweihe für Verheiratete überschatteten das eigentliche Thema der Synode. Nämlich die Umweltzerstörung im Amazonas, die Abholzung des Regenwaldes und die Ausbeutung indigener Völker.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, betonte: Die Debatte über die Synode dürfe nicht auf das Thema der «Viri probati» beschränkt werden. Das Überleben der Menschheit stehe im Zentrum. «Es ist Zeit zu handeln, wenn es um die Zukunft der Menschheit geht, der Erde», sagte er.