Ausländische Internet Firmen greifen deutsches Lotto an
Das Wichtigste in Kürze
- Mit Lottoland lässt sich auf dem Handy Lotto spielen.
- Zur Annahmestelle laufen, Zahlen vergleichen, Spielschein verlieren – Vergangenheit.
- Die deutschen Lotterien halten die Firmen mit ausländischen Lizenzen für illegal.
Ein «neues, innovatives Online-Lotto-Erlebnis» verspricht Lottoland. Bequem unterwegs mit dem Handy etwa bei 6 aus 49 seine Kreuzchen machen, sofort und sicher über Gewinne informiert werden und Geld kassieren, damit wirbt das Unternehmen in der britischen Exklave Gibraltar am Südzipfel Spaniens. Ausländische Online-Unternehmen wie Lottoland und Zeal Network aus London (Tipp24) haben auch die spanische Weihnachtslotterie «El Gordo» (Der Dicke) mit einer Ausschüttung von insgesamt fast 2,4 Milliarden Euro (2,7 Milliarden Franken) Gewinn in Deutschland vermittelt.
Sie wetten einfach auf die Gewinnzahlen traditioneller Lotterien. Tippt ein Spieler etwa auf der Internetseite von Lottoland die Zahlen des deutschen Klassikers 6 aus 49, verspricht das Unternehmen genau den gleichen Gewinn. Zur Lottoannahmestelle laufen, Gewinnzahlen vergleichen, Spielschein verlieren – alles Vergangenheit.
Die staatlich gelenkten traditionellen Lotterien der Bundesländer sind erbost. Sie halten Lottoland und Co. mit ausländischen Lizenzen für illegal, zudem seien deren Gewinne nicht garantiert. Sie pochen auf das staatliche Glücksspielmonopol und beklagen Millionenverluste. Ausländische Online-Lotterien schädigen laut dem rheinland-pfälzischen Lottochef Jürgen Häfner in Deutschland das Gemeinwohl, «da keine Steuern und Abgaben gezahlt werden».
«Gewinne sind versichert und garantiert»
Die jungen Internet-Unternehmen weisen die Vorwürfe zurück. «Sehr wohl wird den steuerlichen Verpflichtungen in Deutschland nachgekommen», sagt Lottoland-Anwalt Bernd Berberich in München. «Die Gewinne sind komplett versichert und damit garantiert.» Die Online-Wettbüros berufen sich auf die EU-Dienstleistungsfreiheit. Das jahrhundertealte deutsche Lotteriemonopol sei anachronistisch.
Längst ist der Streit vor Gericht gelandet, beispielsweise kürzlich vor dem Landgericht Koblenz. Berberich kündigt an, notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg zu ziehen. Hintergrund: Der staatliche Lotteriemarkt in Deutschland schrumpft seit Jahren. Die Bundesländer ringen seit langem um eine Reform seiner Kontrolle.
Der Geschäftsführer von Lotto Hamburg, Torsten Meinberg, kritisiert: «Illegale Wetten auf Lotterien haben dem gemeinwohlorientierten Angebot des Deutschen Lotto- und Totoblocks (DLTB) und auch den lizenzierten, gewerblichen Spielevermittlern erheblichen Schaden zugefügt.» Rund 200 bis 250 Millionen Euro (225 bis 281 Millionen Franken) entgingen so jährlich den Ländern sowie gemeinnützigen Organisationen.