Behörden durchsuchen Wohnung und Büro von Nawalny
Uniformierte haben in Russland Objekte des Kremlkritikers Nawalny durchsucht. Als Grund werden Verstösse gegen Corona-Hygieneauflagen genannt.
Das Wichtigste in Kürze
- In einer beispiellosen Welle an Razzien haben maskierte Uniformierte in Russland Wohnungen und Büros des Kremlkritikers Alexej Nawalny und seiner Unterstützer durchsucht.
Nawalnys Mitarbeiter Iwan Schdanow veröffentlichte auf Twitter ein Video, das zahlreiche Sicherheitskräfte auf einem Flur zeigt - laut Schdanow handelt es sich um das Büro von Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung. Durchsucht wurden demnach weitere Büros sowie die Moskauer Wohnung der Familie, eine Wohnung seiner Frau Julia Nawalnaja und die Privatwohnungen mehrerer Mitarbeiter.
Russische Agenturen berichteten unter Berufung auf eine Quelle bei den Sicherheitsorganen, Grund für die Razzien an mehr als zehn Standorten seien Verstösse gegen Corona-Hygieneauflagen gewesen.
Nawalnys Organisation kämpft gegen Korruption im russischen Machtapparat und musste immer wieder in den verschiedenen Büros Durchsuchungen und Beschlagnahmungen von Computern hinnehmen.
Erstmals hatte sich Nawalny in diesem Monat in einem seiner viel beachteten Enthüllungsfilme den Präsidenten Wladimir Putin vorgenommen - und ihm einen riesigen Palast am Schwarzen Meer zugeschrieben. Bei Youtube wurde das Video mit dem Titel «Ein Palast für Putin» eine Woche nach seiner Veröffentlichung rund 95 Millionen Mal aufgerufen.
Putin hatte erklärt, nichts mit dem milliardenschweren Anwesen zu tun zu haben. Der Kreml wies den Film als «Unsinn» zurück. Es dauerte eine Woche, bis die Präsidialverwaltung am Dienstag mitteilte, dass Unternehmer die Eigentümer seien. Namen wurden aber nicht genannt. Niemand hat sich bisher zu dem Palast bekannt. Gleichwohl mehren sich Recherchen, nach denen das riesige Grundstück mit der Präsidialverwaltung in Verbindung steht.
Das Internetportal openmedia.io veröffentlichte Informationen eines Moskauer Unternehmens, das auf seiner Internetseite als Referenz aufführte, sich um die Beleuchtung im Palast gekümmert zu haben - im Auftrag der Präsidialverwaltung. Der Eintrag wurde inzwischen gelöscht, ist aber im Archiv abrufbar. Wie Nawalnys Juristin Ljubow Sobol mitteilte, haben damit inzwischen fünf Unternehmen bestätigt, Aufträge vom Präsidentenamt für den Palast ausgeführt zu haben.
Auf ihrer Internetseite veröffentlichte die Wirtschaftszeitung «RBK daily» eine Stellungnahme des Inlandsgeheimdienstes FSB, der bestätigt habe, dass es um den Palast eine Flugverbotszone gebe. Begründet wurde dies demnach mit einer «höheren Aktivität der Nato-Staaten».