Bekommt die SPD mit Lars Klingbeil einen neuen Vorsitz?
Ende letzte Woche trat der Parteichef der SPD zurück. Die Nachfolge soll «in enger Abstimmung» geklärt werden. Lars Klingbeil ist offen für die Position.

Das Wichtigste in Kürze
- Kurz vor Beginn der entscheidenden Phase der Koalitionsverhandlungen will die SPD am Montag Klarheit über ihre künftige Parteispitze schaffen.
Nach der Rückzugsankündigung von SPD-Chef Norbert Walter-Borjans will die SPD zügig über die neue Parteispitze entscheiden. Generalsekretär Lars Klingbeil hat sich offen dafür gezeigt, SPD-Chef zu werden. Eine Bewerbung hat er jedoch nicht konkret angekündigt.
«Es ehrt mich sehr, dass mein Name für die Aufgabe des SPD-Vorsitzenden genannt wird», sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. «Der Vorsitz ist ein sehr wichtiges, traditionsträchtiges und reizvolles Amt, in dem man viel bewegen kann». Das sagte Klingbeil auf die Frage, ob es für ihn attraktiver wäre, Parteichef zu werden oder ein Ministeramt zu übernehmen.
Walter-Borjans: «Werden Nachfolge der SPD unaufgeregt klären»
Walter-Borjans hatte gesagt: «Wir werden die Nachfolge unaufgeregt und in enger Abstimmung miteinander klären. Genauso wie wir auch zwei Jahre lang miteinander gearbeitet haben.» Ein Vorschlag solle schnell unterbreitet werden. Walter-Borjans, der die SPD seit 2019 mit Saskia Esken führt, hatte am Freitag seinen Rückzug angekündigt.
Im Auftrag der Funke Mediengruppe hat das Meinungsforschungsinstitut Civey eine Umfrage gemacht. Demnach sehen die Bürger Generalsekretär Klingbeil bei der Neubesetzung der SPD-Spitze vorne. Die Frage war, wer am ehesten als Ersatz für Walter-Borjans als Parteichef in die Doppelspitze der SPD aufrücken solle. 18 Prozent votierten für Klingbeil.
An zweiter Stelle wurde mit 14 Prozent die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, genannt. 15 Prozent der Befragten antworteten «jemand anderes», 18 Prozent sagten «weiss nicht». Unter den Anhängern der SPD votierten 27 Prozent für Klingbeil und 23 Prozent für Schwesig.

Zusammenarbeit mit Esken offen
Offen ist laut Walter-Borjans noch, ob Esken an der SPD-Spitze bleibt. Der Personalvorschlag sei auch abhängig davon, wie es im Gesamtkomplex zwischen Regierungsbildung und Parteispitze aussehe. Walter-Borjans sprach von den Möglichkeiten eines kompletten Wechsels oder eines «Fortbestands einer halben Kontinuität». Also mit einem neuen Kandidaten oder einer neuen Kandidatin neben Esken.
Esken gilt als Anwärterin für ein Ministeramt. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hatte Esken aufgefordert, im Fall eines Ministeramts auf den Vorsitz zu verzichten. Auch Klingbeil ist als möglicher Minister im Gespräch.