Belarus: Aktivistin der polnischen Minderheit freigelassen
Die Aktivistin Andzelika Borys ist in Belarus aus der Haft entlassen worden. Ihr wurde vorgeworfen, eine «unerlaubte Massenveranstaltung» organisiert zu haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Andzelika Borys wurde im März 2021 festgenommen.
- Über ein Jahr lang sass die Aktivistin der polnischen Minderheit in Belarus in Haft.
- Jetzt wurde sie freigelassen. Sie fühle sich einigermassen gut.
Nach mehr als einem Jahr in Haft ist eine Aktivistin der polnischen Minderheit in Belarus freigelassen worden. Die Vorsitzende des Verbandes der Polen in Belarus, Andzelika Borys, fühle sich einigermassen gut. Sie benötige aber Zeit zur Erholung und Genesung, teilte der Sprecher des polnischen Aussenministeriums am Freitag in Warschau mit.
Borys war am 23. März 2021 festgenommen worden. Die belarussischen Behörden warfen ihr vor, sie habe eine «unerlaubte Massenveranstaltung» organisiert: einen jährlichen Kunsthandwerkermarkt in der Stadt Grodno an der Grenze zu Polen.
Borys wurde während innenpolitischer Krise verhaftet
Die Aktivistin wurde zunächst zu 15 Tagen Arrest verurteilt, aber auch nach Ablauf dieser Zeit nicht freigelassen. Dies, weil neue Vorwürfe gegen sie erhoben wurden.
Ihre Festnahme geschah vor dem Hintergrund der innenpolitischen Krise, die die weithin als gefälscht geltende Präsidentenwahl vom 9. August 2020 ausgelöst hatte. Machthaber Alexander Lukaschenko liess sich nach 26 Jahren an der Macht zwar erneut zum Sieger erklären.
Die Demokratiebewegung des Landes sah allerdings Swetlana Tichanowskaja als wahre Siegerin. Nach der Wahl kam es monatelang zu Massenprotesten mit rund 30'000 Festnahmen, Hunderten Verletzten und zahlreichen Toten.
Lukaschenko hatte das Nachbarland Polen mehrfach beschuldigt, hinter den Protesten zu stecken. In Belarus, das zehn Millionen Einwohner hat, wird die polnische Minderheit auf knapp 300'000 Menschen geschätzt.