Buchmesse: Ehrengast Italien streckt Europa die Hand aus
Die Frankfurter Buchmesse begrüsst Italien als Ehrengast – trotz vorheriger Kontroversen.
Nach den Querelen im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse streckt Ehrengast Italien Europa symbolisch die Hand aus. Der Gastland-Pavillon ist wie eine typische italienische Piazza gestaltet. «Ein Ort, an dem alles geschehen kann und nichts unmöglich ist», wie der federführende Architekt Stefano Boeri sagte.
In der Mitte dieser Piazza prangt eine überdimensionale goldene Hand, ein Kunstwerk von Alessandro Mendini, die laut Boeri «das Konzept der offenen Hand unserer Städte und Plätze» versinnbildlichen soll. Italien bringt 90 Autorinnen und Autoren nach Frankfurt. Nicht alle sind Teil der offiziellen Delegation.
Nachthimmel über einer symbolträchtigen Piazza
Einige – wie der von der Mafia verfolgte Schriftsteller Roberto Saviano – kommen auf Einladung ihres Verlages. Andere sind Teil des kuratierten Programms am Gemeinschaftsstand des italienischen Verlegerverbandes. Im Vorfeld war es zwischen italienischen Autoren und Vertretern der rechten Regierung in Rom zum offenen Streit gekommen. Der Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni wurde vorgeworfen, nicht genehme und regierungskritische Stimmen von der Buchmesse auszuschliessen und sich zunehmend in den Kulturbetrieb einzumischen.
Der Gastland-Pavillon – traditionell einer der Besuchermagnete jeder Buchmesse – überzeugt optisch. Deckenhohe graue Säulen umschliessen die weitläufige Piazza. Oben funkelt ein Nachthimmel voller Sterne. Auf einer riesigen Leinwand laufen in Endlosschleife Filmszenen, die auf malerischen italienischen Plätzen spielen.
Italiens Willkommenstrunk für Europa
Passend zum Motto des Gastland-Auftritts «Verwurzelt in der Zukunft» zeigt Italien in kleinen Kabinetten am Rande der Piazza seine Geschichte. Ein Raum führt in die Ruinen von Pompeji, einer erinnert an Goethes Italienreise im 18. Jahrhundert, einer fächert virtuell eine historische Enzyklopädie auf, einer erinnert an den Staatstheoretiker Machiavelli.
Ein Raum würdigt einflussreiche Illustratoren, einer den Erfinder des Taschenbuchs. Um Bücher geht es nur am Rande – in einem lindgrünen Nebenraum werden 600 Bücher über Italien präsentiert, die Verleger aus 19 Ländern eingereicht haben. Natürlich dürfen eine Kaffeemaschine und eine Bar nicht fehlen. Schliesslich will Italien auf seiner Piazza Europa willkommen heissen.