Bundesamt für IT Sicherheit wusste schon früh von Datenklau
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Account auf Twitter hat Daten von Prominenten und Politikern veröffentlicht.
- Das Bundesamt für IT-Sicherheit soll bereits früh vom Datenklau gewusst haben.
- Nicht nur Betroffene fordern nun Konsequenzen.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat bereits seit Wochen von dem soeben bekannt gewordenen massiven Diebstahl persönlicher Daten von Politikern und Prominenten Kenntnis gehabt. Selbst das Bundeskriminalamt (BKA) erfuhr nach eigener Darstellung von der Veröffentlichung erst in der Nacht zum Freitag. Dies geht aus einem BKA-Schreiben an alle Bundestagsabgeordneten hervor, das der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Das BSI gerät wegen seines Vorgehens zunehmend in die Kritik.
Der FDP-Digitalpolitiker Manuel Höferlin sagte der dpa, man müsse sich über die Informationspolitik der Behörde wundern. «Das Bundesamt muss seine Vorgehensweise darlegen und kritisch überprüfen.» Auch Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch reagierte empört: «Angesichts der Dimension dieses Datenklaus ist die Nichtinformation von Partei- und Fraktionsvorsitzenden durch die Behörden völlig inakzeptabel. Gibt es etwas zu verbergen?»
BSI-Präsident Arne Schönbohm sagte dem Fernsehsender Phoenix: «Wir haben schon sehr frühzeitig im Dezember auch schon mit einzelnen Abgeordneten, die hiervon betroffen waren, dementsprechend gesprochen.» Es seien auch Gegenmassnahmen eingeleitet worden. Unter anderem sei ein Spezialteam für Hilfestellungen bei Betroffenen (Mobile Incident Response Team) losgeschickt worden. «Von daher gab es schon frühzeitig bestimmte Aktionen», sagte Schönbohm.
Am Donnerstagabend war bekannt geworden, dass ein Unbekannter über ein Twitter-Konto im Dezember massenweise persönliche Daten veröffentlicht hat, darunter Handynummern und private Chat-Protokolle. Hunderte Politiker im Bund, in den Ländern und in den Kommunen sind betroffen, darunter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU). Auch Daten von Schauspielern und Journalisten wurden veröffentlicht.
Laut Bundesinnenministeriums gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass Politiker der AfD betroffen sind. Sie wäre damit als einzige im Bundestag vertretene Partei verschont geblieben. Allein von CDU und CSU fanden sich 410 Namen auf der online veröffentlichten Liste.
An der Aufklärung sind neben dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik auch Bundeskriminalamt, Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst und Bundespolizei beteiligt.