Bundesregierung kritisiert Chinas Klimaschutzzusagen als «enttäuschend»
Von mehreren Seiten wird die Klimazielsetzung Chinas scharf kritisiert. Auch die deutsche Regierung fand klare Worte dazu – und lobte Russland.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Deutsche Umweltminister kritisierte Chinas Klimaschutzzusagen scharf.
- Er sei enttäuscht, dass Peking die Neutralität erst 2060 erreichen wolle.
- Gleichzeitig lobte er Indien und Russland für ihre Ziele.
Bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow hat die deutsche Bundesregierung Chinas Zusagen zur Bekämpfung der Erderwärmung als unzureichend kritisiert. Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth setzt auf Nachbessern während UN-Klimakonferenz.
«Die Rolle von China ist enttäuschend», sagte Flasbarth am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Glasgow. Es sei «dringend erforderlich», die Volksrepublik im Dialog zu ehrgeizigeren Klimaschutzzielen zu bewegen.
Ziel «Jahr 2060» zu spät
Aus Flasbarths Sicht muss die Ankündigung Chinas kurz vor der Konferenz anerkannt werden. Dass Peking bis 2060 CO2-Neutralität erreichen wolle, sei ein Eisbrecher für andere Schwellenländer gewesen. «Aber jetzt muss man auch sehen, es ist überholt worden von etlichen anderen», fügte Flasbarth hinzu. Erst bis 2060 CO2-neutral zu werden und zu anderen Treibhausgasen wie Methan keine Zusagen zu treffen; das könne «vom grössten Emittenten der Welt nicht das letzte Wort sein».
#COP26 kicking of with the #WorldLeadersSummit. Two weeks of hard work ahead. These two weeks should avoid any gambling. Let’s all focus on bridges and solutions. It’s about - our planet! pic.twitter.com/1KtScvEyqC
— Jochen Flasbarth (@JochenFlasbarth) November 1, 2021
Die UN-Klimakonferenz in Glasgow (COP26) hatte am Sonntag begonnen. Chinas Staatschef Xi Jinping reiste nicht nach Glasgow. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Staats- und Regierungschefs wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und US-Präsident Joe Biden.
US-Sicherheitsberater Jake Sullivan hatte der Volksrepublik am Montag «bedeutende Ausreisser» in ihrem Kampf gegen die Erderwärmung vorgeworfen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rügte gestern, dass Chinas Klimaschutzziele noch nicht im Einklang mit dem Ziel des Pariser Klimaabkommens stünden. Dies betrifft auch die Ziele anderer grosser Emittenten. Im Abkommen ist das Ziel, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, festgehalten.
Deutscher Minister lobte russische Zielsetzung
Flasbarth fand am Dienstag lobende Worte für Russlands und Indiens neue Klimaschutzzusagen. Nachdem Russland zunächst angepeilt habe, bis zum Jahr 2060 klimaneutral zu werden, sei es nun auf 2050 umgeschwenkt. Dies sei eine «sehr kräftige Aussage». Die Umsetzung dieses Ziels bedeute für Russland mit seinen grossen Vorkommen an fossilen Brennstoffen «eine enorme Anstrengung», hob Flasbarth hervor.
Indien habe sich lange Zeit auf die Position zurückgezogen, dass erst einmal die Industriestaaten den Weg zur Treibhausgasneutralität beschreiten müssten. Dass Indien nun ein nationales Ziel für die eigene Klimaneutralität verkündet habe, sei «enorm», lobte Flasbarth. Das Zieljahr 2070 passe dabei nicht mit der Notwendigkeit zusammen, dass bis zur Mitte des Jahrhunderts weltweit Treibhausgasneutralität erreicht werde. Er sei sich allerdings «ganz sicher: das ist nicht das letzte Wort», fügte Flasbarth hinzu.
Vertreter aus mehr als 190 Staaten beraten bis Ende kommender Woche über die Umsetzung des Pariser Abkommens. Die UNO hatte vorab gewarnt, die Erde bewege sich auf eine gefährliche Erwärmung um 2,7 Grad zu. Selbst wenn die bisherigen nationalen Klimaschutzzusagen komplett umgesetzt würden.