Carolabrücke - ein Symbol für den Infrastrukturverfall Deutschlands?
Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden scheint eine Warnung an Deutschland zu sein – denn es soll seine Infrastruktur Jahrzehnte vernachlässigt haben.
Am Mittwochmorgen fiel ein Teil der Carolabrücke in Dresden in sich zusammen. Die Brücke, die im Zentrum der Stadt die Elbe überspannt, stürzte kurz nach drei Uhr morgens ein – ohne ersichtlichen Grund. Glücklicherweise wurden dabei keine Personen verletzt.
Die Carolabrücke wurde zu DDR-Zeiten errichtet und im Jahr 1971 eröffnet, wie «NZZ» berichtet. Sie zählt zu den kommunalen Werken, für deren Instandhaltung die Stadt Dresden zuständig ist. Einige Sanierungsarbeiten wurden bereits durchgeführt, der nun betroffene Brückenteil sollte jedoch erst im Jahr 2025 saniert werden.
Carolabrücke ist nicht die einzige
Der Einsturz der Carolabrücke ist kein Einzelfall in Deutschland. Die Rahmede-Talbrücke wurde im Jahr 2021 aufgrund schwerer Schäden rechtzeitig still gelegt, bevor sie einstürzen konnte. Im Mai 2023 wurde sie letztlich gesprengt, ihr Ersatz wird erst gebaut.
In der Zwischenzeit wird der Verkehr durch die benachbarte Kreisstadt Lüdenscheid in Nordrhein-Westfalen umgeleitet. Dadurch entsteht an diesem Ort natürlich ein Verkehrschaos – das sich noch Jahre hinziehen wird.
Viele Brücken in Deutschland stellen Sicherheitsrisiko dar
Laut der «NZZ» ist die Infrastruktur in Deutschland in einem maroden Zustand, wie Experten dem Medium erklärten. Dies lässt sich mutmasslich auf mangelnde Wartung und Investitionen zurückzuführen. In der Bundesrepublik gibt es über 100'000 Brücken, viele davon stellen laut Bundesingenieurskammer bereits ein Sicherheitsrisiko dar.
Ein Grossteil dieser Brücken stammt aus den 60er und 70er Jahren, was zu einem deutlich erhöhten Instandhaltungsbedarf führt. Trotz eines eingeleiteten Brückenmodernisierungsprogramms, mit dem rund 4000 Autobahnbrücken in den nächsten 10 Jahren modernisiert werden sollen, verschlechtert sich der Zustand der Infrastruktur weiter. In diesem Jahr werden laut Michael Hüther, Chef des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), nur 220 Brücken saniert.
Verfahren und Genehmigungen verlangsamen Prozess
Nicht nur fehlende Finanzmittel, sondern auch knappe Ressourcen bei Fachkräften sowie umfangreiche Bürokratie tragen zu der verzögerten Sanierung bei. Obwohl im letzten Jahr ein Gesetz zur Beschleunigung der Verfahren verabschiedet wurde, dauert die Sanierung oder der Ausbau einer Brücke weiterhin zwischen 5 und 18 Jahre.
Deutschland hat scheinbar zu langsam reagiert – und könnte sich somit selbst schwer geschädigt haben. Für seinen Ruf als Land der Ingenieure stellt die Carolabrücke auf jeden Fall keine Aufwertung dar.