César-Verleihung kein Fest der Freude

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Frankreich,

Die César-Verleihung ging so zu Ende, wie sie angefangen hat: mit Protesten gegen den Film von Roman Polanski, der den Preis für die beste Regie gewann. Bester Film wurde das Sozialdrama «Die Wütenden».

Mit seinem Sozialdrama «Die Wütenden - Les Misérables» war Ladj Ly auch für einen Oscar nominiert gewesen. Foto: Christophe Ena/AP/dpa
Mit seinem Sozialdrama «Die Wütenden - Les Misérables» war Ladj Ly auch für einen Oscar nominiert gewesen. Foto: Christophe Ena/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Paris (dpa) -  Statt Feierlaune Empörung und Protest: Der César-Regiepreis an Roman Polanski für «Intrige» hat dem Regisseur Ladj Ly, der für sein Sozialdrama «Die Wütenden» die Trophäe für den besten Film gewann, die Freude an dem Sieg verdorben. 

Wenige Minuten zuvor verliessen aus Protest gegen den Regiepreis Zuschauer die 45. Verleihung der renommierten französischen Filmpreise am Freitagabend.

Am Samstag erklärte Frankreichs Kulturminister Franck Riester, der Preis für Polanski sei ein schlechtes Zeichen vor dem Hintergrund der MeToo-Debatte. Er erkenne die Qualitäten des Künstlers durchaus an, ihm aber den Regiepreis zu geben, bedeute, dass man ihn als Person feiere, sagte Riester dem Radiosender «Europe 1».

Bei der Verleihung war der französisch-polnische Regisseur nicht dabei, auch nicht das restliche Filmteam. Polanski hatte bereits am Donnerstag seine Absage mitgeteilt, Techniker und Schauspieler, darunter Jean Dujardin und Louis Garrel, kurz vor Beginn der Zeremonie.

Das Historiendrama (im Original: «J’accuse») des 86-jährigen Polanski erhielt insgesamt drei Auszeichnungen, auch für die beste Literaturverfilmung und die besten Filmkostüme. Der Film handelt von dem jüdischen Offizier Alfred Dreyfus, der 1894 zu Unrecht wegen Landesverrats verurteilt worden war. Die Dreyfus-Affäre war einer der grössten Justizirrtümer Frankreichs.

Zu den Filmschaffenden, die aus Protest vorzeitig die Zeremonie verliessen, gehörte die Schauspielerin Adèle Haenel. Das sei eine Schande, erklärte sie beim Verlassen. Eine Auszeichnung an Polanski wäre so, als würde man allen Missbrauchsopfern ins Gesicht spucken, hatte Haenel zuvor der «New York Times» gesagt. Vor dem Erscheinen des Films hatte die Fotografin und Schauspielerin Valentine Monnier Polanski beschuldigt, sie 1975 vergewaltigt zu haben.

Die 31-jährige Haenel wirft Frankreich vor, die MeToo-Debatte verschlafen zu haben. Sie selbst hatte Anklage gegen den Regisseur Christophe Ruggia erhoben. Sie beschuldigt ihn, sie als Minderjährige beim Dreh zu ihrem ersten Film «Les Diables» (Kleine Teufel) wiederholt sexuell belästigt zu haben. 

Haenel selbst war als beste Schauspielerin für «Porträt einer jungen Frau in Flammen» nominiert. Der Film von Céline Sciamma spielt im 18. Jahrhundert und handelt von einer Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen. Er hat in Cannes 2019 die Auszeichnung für das beste Drehbuch gewonnen.

Vor Beginn der Zeremonie demonstrierten Hunderte Menschen, vor allem Frauen, gegen die Nominierung des Polanski-Films, der in zwölf Kategorien vorgeschlagen war. Sie hatten teilweise Pyrotechnik dabei und riefen «Sperrt Polanski ein». Der Streit um Polanski hatte die Akademie für den Filmpreis in eine Krise gestürzt - ihre Direktion trat Mitte Februar geschlossen zurück. «L’Intrige» gewann 2019 auf dem Filmfestival in Venedig den Grossen Preis der Jury und im Januar den Prix Lumières der französischen Auslandspresse in der Kategorie beste Regie.

Der Siegerfilm «Die Wütenden», der zusammen mit «Intrige» als Favorit ins Rennen ging, erhielt vier Auszeichnungen, darunter den Preis des Publikums. Das Drama beschreibt den Alltag und und die Gewalt in einem Pariser Vorort. Der Film wurde in Cannes 2019 mit dem Preis der Jury ausgezeichnet und hat in Frankreich bisher mehr als 2 Millionen Besucher ins Kino gelockt.

Der Preis als bester Schauspieler ging an Roschdy Zem für den Krimi «Roubaix, une lumière» von Arnaud Desplechin, die Trophäe als beste Darstellerin an die 32-jährige Anaïs Demoustier für «Alice et le Maire» von Nicolas Pariser mit Fabrice Luchini. Fanny Ardant erhielt für «Die schönste Zeit unseres Lebens» von Nicolas Bedos die Auszeichnung als beste Nebendarstellerin.

Die vierfach oscarprämierte Gesellschaftssatire «Parasite» des südkoranischen Regisseurs Bong Joon Ho gewann den César als bester Auslandsfilm. Dieses Jahr wurde kein Ehren-César vergeben, der gewöhnlich an einen Hollywoodstar geht. Laut der Tageszeitung «Le Parisien» soll der amerikanische Schauspieler Brad Pitt zunächst zugesagt haben, bevor er sich zurückgezogen haben soll. 

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