Coronavirus: Patienten merken oft nicht, dass sie schwer krank sind
Ein Arzt der Patienten mit Corona in Deutschland behandelt schlägt Alarm: Patienten wissen oft erst, wenn es akut wird, dass sie schwer krank sind.
Das Wichtigste in Kürze
- Corona-Patienten im Spital sind sich oft nicht bewusst, wie schwer krank sie sind.
- Erst wenn es akut wird, werde etwa die Schädigung der Lunge wahrgenommen, sagt ein Arzt.
Prof. Hubert Wirtz kümmert sich auf der Intensivstation der Uniklinik Leipzig um die Behandlung der Patienten mit Corona. Die «Bild»-Zeitung hat mit dem Arzt über die derzeitige Lage in seiner Region gesprochen. Dabei warnt der Pneumologe unter anderem davor, dass die Patienten oft nicht bemerken würden, dass sie schwer krank sind.
Der Corona-Arzt erwähnt etwa einen Mann, der sich «nicht besonders krank» gefühlt habe. «In Wirklichkeit hatte er aber einen schweren Sauerstoffmangel.» Dass die Schädigung der Lunge und das Ausmass vom Patienten erst zu einem späteren Zeitpunkt wahrgenommen werde, sei nicht untypisch. Der betroffene Mann war demnach 67 Jahre alt und ungeimpft.
«Er hat es bewusst nicht gewollt, davon muss man ausgehen», so Wirtz. Der Patient befindet sich laut dem Arzt schon seit dreieinhalb Wochen im Spital – das sei keine Seltenheit. «Am Anfang war es fast standardmässig drei Wochen, jetzt geht die Spannweite stark auseinander. Es gibt auch die, die nach wenigen Tagen nach Hause können.»
Abteilung mit Corona in Leipzig «gerüstet für mehr»
Der ungeimpfte 67-jährige Patient wurde am Mittwoch auch von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) besucht. Kretschmer wollte sich selbst ein Bild von der Lage an der Uniklinik machen. Corona-Arzt Wirtz bezeichnete den Besuch als «wichtig».
In der Corona-Abteilung in Leipzig liegen derzeit auf der Normal-Station 40 Frauen und Männer – auf der Intensivstation ebenfalls 40. Auf einer Kinderisoliereinrichtung befinden sich zehn kleine Patienten.
Laut Wirtz seien es in der dritten Welle mit dem Coronavirus schon einmal deutlich mehr gewesen. Etwa alleine auf der Normalstation 76. «Wir sind weiterhin gerüstet für mehr, auch personell», so der Arzt.
Er fügt aber auch an: «Das geschieht immer auf Kosten der anderen Bereiche, die Personal abgeben mussten. Es ging auch darum, zu grosse Ausfälle unserer Mitarbeiter zu verhindern, die sonst überlastet würden!»
Für andere Kranke stelle dies inzwischen aber eine grosse Belastung dar: «Die nicht erkannten Tumore, die nicht behandelten Verschlechterungen von chronischen Erkrankungen. Das ist Fakt.»