Coronavirus: Wann planen Schweizer Nachbarländer Lockerungen?

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Bern,

Die Stimmen nach Massnahmen-Lockerungen hierzulande werden immer lauter. Da lohnt sich ein Vergleich mit der Situation um das Coronavirus in den Nachbarländern.

Coronavirus - Österreich
Eine Fussgängerin geht an abgesperrten Bereichen vor Cafés in Wien vorbei. Wegen des Coronavirus ist die Gastronomie noch immer geschlossen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Druck auf den Bundesrat steigt, die ersten Massnahmen-Lockerungen vorzunehmen.
  • Neuinfektionen, Hospitalisationen und Todesfälle sinken seit einigen Wochen.
  • In Österreich traten vor einer Woche erste Lockerungen in Kraft, Deutschland wartet noch.

Vor etwa zwei Wochen gab Gesundheitsminister Alain Berset bekannt, dass für den März keine Lockerungen geplant sind. Seither werden die Rufe nach Lockerungen immer lauter. Gerade Wirtschafts- und Kantonsvertreter üben diesbezüglich vermehrt Druck auf den Bundesrat aus. Demnach sollen bereits Anfang März erste Lockerungen erfolgen.

Coronavirus Bundesrat Alain Berset
Bundesrat Alain Berset desinfiziert seine Hände nach einer Medienkonferenz zum aktuellen Stand der Coronavirus Pandemie, am Mittwoch, 3. Februar 2021, im Medienzentrum Bundeshaus in Bern. - keystone

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus, die Hospitalisationen und die Todesfälle sinken seit Wochen. Doch für Berset offenbar nicht schnell genug. Zudem verweist der Gesundheitsminister immer wieder auf die Gefahr durch die ansteckenderen Mutationen des Coronavirus. Am Mittwoch will der Bundesrat bezüglich allfälliger Lockerungen die definitive Linie festlegen.

Trotz ähnlicher 7-Tage-Inzidenz sind Geschäfte in Österreich wieder offen

Doch wie sieht es eigentlich in den Nachbarländern der Schweiz aus? In Österreich sind seit rund einer Woche alle Geschäfte, die Coiffeure sowie die Schulen wieder offen. Für den Besuch körpernaher Dienstleister und der Schulen ist aber ein negativer Corona-Test nötig.

Die Regierung in Österreich rechnet mit weiteren Öffnungsschritten frühestens um Ostern herum, also Anfang April. Die Entscheidung darüber soll am 1. März fallen.

Coronavirus - Österreich
Österreichs Kanzler Sebastian Kurz plant keine weiteren Lockerungen bis etwa Ostern. - dpa

Ein Blick nach Österreich ist nicht nur wegen der ähnlichen Einwohnerzahl interessant. Denn der Lockdown begann bei unseren östlichen Nachbarn rund einen Monat früher als in der Schweiz. Die Infektionszahlen sanken von Mitte November bis etwa Mitte Dezember drastisch. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg scheinen sie nun seit Wochen zu stagnieren.

In den vergangenen sieben Tagen registrierte das Land 107,3 Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100'000 Einwohner. Damit ist die 7-Tage-Inzidenz Österreichs etwas höher als jene der Schweiz (93,4). Zudem verzeichnete die Schweiz zuletzt etwas weniger Corona-Tote als Österreich.

Österreich testet im grossen Stil

Der grosse Unterschied liegt aber im Testvolumen und damit in der Positivitätsrate: Das BAG meldete am Montag für die drei Tage zuvor 2480 Neuinfizierte bei 65'737 Tests. Dies entspricht einer Positivitätsrate von 3,8 Prozent. Österreich führte hingegen allein am Sonntag über 139'000 Tests auf das Coronavirus durch. Bei 1018 Neuinfektionen ergibt das eine Positivitätsrate von gerade mal 0,66 Prozent.

Coronavirus - Österreich
Eine Person wird an einer Covid-Teststation einer Apotheke in Wien mit einem Antigen-Schnelltest auf das Coronavirus getestet. - dpa

In Österreich gibt es inzwischen vielfältige Möglichkeiten fast jederzeit kostenlos einen Test zu machen. Zwei Millionen werden es alleine in dieser Woche sein. Das Land setzt also auf Testen im grossen Stil.

Coronavirus: Lockerungen in Deutschland im März denkbar

Deutschland steht als einziges Nachbarland bei den registrierten Neuinfektionen besser da als die Schweiz. Im Land mit rund 83 Millionen Einwohnern beträgt die 7-Tage-Inzidenz derzeit 59. Wie in der Schweiz sind die täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus seit Wochen am Sinken. In Deutschland gelten aber schärfere Massnahmen.

Dennoch wurden die bisher geltenden Massnahmen erst gerade bis mindestens 7. März verlängert. Ziel sei, bis dahin die 7-Tage-Inzidenz auf unter 35 zu senken, danach sollen die Bundesländer die Beschränkungen schrittweise lockern dürfen. Heisst: Einzelhandel, Museen und Galerien sowie Betriebe mit körpernahen Dienstleistungen sollen unter konkreten Auflagen wieder aufmachen können.

Angela Merkel Coronavirus
Die deutsche Regierung um Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich zum Ziel gesetzt, die 7-Tage-Inzidenz auf unter 35 zu senken. - keystone

Eine Ausnahme soll es für Coiffeure geben. Sie sollen unter strikten Hygiene-Auflagen bereits Anfang März wieder öffnen dürfen. Wann es welche Öffnungsschritte in Schulen und Kitas geben soll, wird nicht bundeseinheitlich geregelt.

Keine Skisaison in Italien

Deutlich höher ist die 7-Tage-Inzidenz dagegen in Italien (141), zudem scheinen die Zahlen auf einem eher hohen Niveau zu stagnieren. Das Land hat vor Monaten eine Einteilung in Risikozonen eingeführt mit unterschiedlich strengen Sperren. Am Sonntag wurde wegen steigenden Infektionszahlen in mehreren Regionen die Bewegungsfreiheit stärker als bisher eingeschränkt. In diesen Regionen mussten Restaurants und Bars wieder schliessen.

In ganz Italien herrscht eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 22 und 5 Uhr. Ein Reiseverbot über Regionalgrenzen hinweg hatte die Regierung kürzlich bis 25. Februar verlängert. Zudem wurde die für diesen Montag geplante Öffnung der Skigebiete auf Anfang März verschoben, weitere Lockerungen sind nicht absehbar.

Coronavirus Skisaison Italien
Nicht besetzte Sessellifte stehen am 15. Februar im Eingangsbereich eines Lifts in Bardonecchia, Italien. Mit der Verschiebung der Öffnung der Skigebiete auf den 6. März dürfte die Skisaison - dpa

Frankreich steht von allen Nachbarn mit einer 7-Tage-Inzidenz von 191 am schlechtesten da. Es werden regelmässig mehr als 20'000 Neuinfektionen pro Tag gemeldet. Seit Mitte Januar gilt zwischen 18 und 6 Uhr eine landesweite Ausgangsbeschränkung. Vor zwei Wochen entschied sich die Regierung vorerst gegen einen neuen kompletten Lockdown.

Damit sind Einzelhandelsgeschäfte und Coiffeure weiter geöffnet. Restaurants, Cafés, Theater, Kinos und Konzertsäle sind schon länger geschlossen. Weitere Lockerungen stehen derzeit in Frankreich nicht zur Debatte.

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