Covid-19 führt häufig zu Thrombosen und Lungenembolien
Das Wichtigste in Kürze
- Covid-19 führt in ungewöhnlich vielen Fällen zu Thrombosen und Lungenembolien.
- Obduktionen in Hamburg geben Hinweise auf mögliche Wirkung von Blutverdünnern.
Die durch das neuartige Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 führt in ungewöhnlich vielen Fällen zu Thrombosen und Lungenembolien. Das zeigen Obduktionen von verstorbenen Patienten, wie das Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) am Freitag mitteilte.
«Wir konnten in der Obduktion der ersten zwölf Verstorbenen nachweisen, dass eine unerwartet hohe Rate an tödlichen Lungenembolien bestand. Zusätzlich hatten mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten Thrombosen der Beinvenen.» Dies erklärte Jan Sperhake vom Institut für Rechtsmedizin und Erstautor der Studie. Mittlerweile sei dies in insgesamt fast 200 rechtsmedizinischen Untersuchungen bestätigt worden.
Das Sars-CoV-2-Virus scheint demnach in den Venen zur Bildung von Blutgerinnseln zu führen. Diese gelangen als sogenannte Lungenembolie in die grossen Lungengefässe und können zu einem akuten Herz-Kreislauf-Versagen führen. Welche Faktoren dafür verantwortlich sind, dass Covid-19-Patienten überdurchschnittlich häufig Blutgerinnsel bilden, ist noch nicht abschliessend geklärt.
Behandlung mit Blutverdünner
Die Untersuchungen geben aber Hinweise, um die Behandlung von Betroffenen zu verbessern. So könnten Patienten nach individueller Risikoeinschätzung mit einem Blutverdünnungsmittel behandelt werden, um künftig Thrombosen und Lungenembolien zu vermeiden. Dafür bedarf es den Hamburger Forschern zufolge aber weiterer Studien.
Tatsächlich fanden Forscher heraus, dass Covid-19-Patienten, die stationär mit Blutverdünnern behandelt wurden, bessere Überlebenschancen haben. Die Wirkung der Blutverdünner war bei beatmeten Patienten stärker ausgeprägt. Dies stellten Wissenschaftler vom Hasso Plattner Institute for Digital Health at Mount Sinai fest.
Grossteil der Verstorbenen mit Vorerkrankungen
Knapp 63 Prozent der intubierten Patienten, die nicht mit Blutverdünnern behandelt wurden, starben. Im Vergleich zu 29,1 Prozent der intubierten Patienten, die mit Blutverdünnern behandelt wurden.
Am Institut für Rechtsmedizin in Hamburg werden seit gut zwei Wochen Corona-Patienten obduziert. Die Untersuchungen haben belegt, dass es ein Grossteil der Verstorbenen Vorerkrankungen an Herz, Lungen und Nieren aufwiesen. Auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Krebs oder Demenz wurden festgestellt. Todesursächlich war stets eine Lungenentzündung mit oder ohne Lungenembolie.