Dämpfer für Silvio Berlusconi - Fünf-Sterne-Protestbewegung und Lega gewinnen
Europakritische und rechte Parteien sind die grossen Gewinner der Parlamentswahl in Italien - können aber aller Voraussicht nach nicht alleine regieren. Die Fünf-Sterne-Protestpartei und die fremdenfeindliche Lega konnten laut Hochrechnungen ordentlich zulegen.
Das Mitte-Rechts-Bündnis um den ehemaligen Ministerpräsident Silvio Berlusconi lag zwar vorne. Seine konservative Forza Italia wurde innerhalb dieser Allianz aber laut Hochrechnungen von der Lega überholt. Die regierenden Sozialdemokraten von Parteichef Matteo Renzi müssen wohl eine historische Niederlage einstecken.
Die Fünf Sterne, die ohne Bündnispartner ins Rennen gegangen waren, liegen einer Hochrechnung für den Sender La7 zufolge bei 33,6 Prozent im Senat und bei 32,1 Prozent im Abgeordnetenhaus. Mitte-Rechts kommt auf 36,5 Prozent im Senat und auf 36,8 Prozent in der Kammer.
Davon entfallen im Senat 17,5 Punkte auf die Lega und nur 14,1 Punkte auf Forza Italia, der Rest auf zwei kleine Rechtsparteien. Die sozialdemokratische Regierungspartei Partito Democratico (PD) von Ministerpräsident Paolo Gentiloni und Parteichef Renzi kam demnach auf nur 18,3 Prozent im Senat und auf 19 Prozent in der Kammer: Ein historisch schlechter Wert. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 75 Prozent.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Fünf-Sterne-Protestbewegung und das Mitte-Rechts-Lager von Silvio Berlusconi gewinnen die Wahl im Senat.
- Beide Parteien verpassen laut Hochrechnungen jedoch die Mehrheit.
- Die regierenden Sozialdemokraten erleben ein Debakel und stürzen ab.
Eine Mehrheit im Parlament zu bekommen, werde für alle Parteien schwer, «wenn nicht unmöglich sein», erklärte Wolfgango Piccoli von der Denkfabrik Teneo. «Eine lange Zeit des Kuhhandels zwischen den Parteien steht bevor.» Populistische und euroskeptische Parteien kämen zusammengenommen auf rund 50 Prozent der Stimmen. «Die wahrscheinlichen Opfer sind Matteo Renzi und Silvio Berlusconi», schrieb Piccoli in einer Mitteilung.
Die Fünf Sterne sind für ihre Fundamentalopposition bekannt und bezeichnen sich als weder rechts noch links sowie als unabhängig und anti-elitär. Traditionell hat die 2009 vom italienischen Kabarettisten Beppe Grillo gegründete Bewegung Koalitionen ausgeschlossen, scheint nun aber Lust aufs Regieren bekommen zu haben.
Bei Renzis Sozialdemokraten waren lange Gesichter angesagt. Der PD-Fraktionschef Ettore Rosato sah seine Partei schon auf dem Weg in die Opposition und sprach von einer «Niederlage».
Am 23. März kommen die beiden Kammern des Parlaments zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Erst danach beginnen eventuelle Koalitionsverhandlungen. Mit dem unklaren Wahlausgang zeichnet sich dabei eine Hängepartie ab - und es wird wahrscheinlicher, dass Gentiloni bis auf Weiteres regieren wird. Falls sich die Parteien nicht auf ein Regierungsbündnis einigen können, muss Staatspräsident Sergio Mattarella Neuwahlen ausrufen.