Das sagen Ukrainer nach Eklat im Oval Office
Ukrainer stärken nach dem Eklat im Oval Office Wolodymyr Selenskyj den Rücken. In schwierigen Zeiten steigt die Zustimmung für die Exekutive oftmals.
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Das Wichtigste in Kürze
- Wolodymyr Selenskyj erhält nach dem Eklat im Oval Office Rückendeckung.
- Kiewer sagen, man könne weder Trump noch Putin vertrauen.
- Der US-Präsident und sein Vize seien unhöflich gewesen.
Vor den Augen der Welt gerieten Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj im Oval Office aneinander. Der Ukrainer reiste in der Folge vorzeitig ab, das Rohstoff-Abkommen wurde nicht unterzeichnet. Wie es weitergeht, vor allem mit der US-Unterstützung für das angegriffene Land, weiss niemand.
In Kiew stellen sich viele Leute hinter ihren Präsidenten. «Man kann weder Putin noch Trump vertrauen», sagt Oksana zu «n-tv». Selenskyj aber könne man trauen.
Ihm wurde von Trump auch vorgeworfen, mit dem dritten Weltkrieg zu spielen. Oksana dementiert dies, «es ist eher so, dass wir in diesem Spiel als Spieleinsatz genutzt werden». Doch man werde es überwinden – mit US-Hilfe oder ohne. «Wir sind ein Land mit starkem Willen.»
Nataliia hingegen sagt: «Ohne die Unterstützung der USA und Europas können wir uns Russland nicht widersetzen.» Die Unterstützung müsse weitergehen, das sei auch im Interesse Europas.
Der US-Präsident betonte, dass der Krieg hauptsächlich ein europäisches Anliegen sei, die USA seien durch einen Ozean getrennt. Nataliia stimmt dem zu, warnt aber: «Wenn Putin mit Atomwaffen droht, hilft ein Ozean wenig.»
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Dmytro glaubt, dass noch nichts final sei, es seien viele Emotionen im Spiel gewesen. «Wenn man bedenkt, wie schnell sich Trumps Emotionen ändern, gibt es noch viele mögliche Ergebnisse.» Und Andriy sagt: «Trump ist nicht eine Person, die anderen zuhört.»
«Washington unterstützt jetzt Russland»
Gegenüber BBC sagt Danylo: «Trump und Vance waren so unhöflich. Sie respektieren die Ukraine nicht.» Für Denys habe das Treffen gezeigt, dass «Washington jetzt Russland unterstützt».
Die meisten Ukrainer stärken nach dem Eklat ihrem Präsidenten der Rücken. Kritik gibt es aber auch, beispielsweise von Pyotr: «Ich glaube, man hätte es diplomatischer angehen können. Denn der Ton von Trump und Vance hat angedeutet, dass es so enden könne.»
Es sei «wirklich dumm», einen so wertvollen Verbündeten wie die USA zu verlieren. Wäre das Abkommen unterzeichnet worden, wären die Worte wohl einfach Worte geblieben.
Schwierige Zeiten führen zu hoher Zustimmung für Selenskyj
Die grosse Unterstützung der Ukrainer für Selenskyj kommt nicht überraschend: Immer wenn sich die Lage verschlechtert, steigen seine Zustimmungswerte. Laut Volodymyr Paniotto, einem Kiewer Soziologen, zeigt sich das Phänomen auch bei anderen Staatschefs.
Selenskyjs Vertrauensquote schoss nach der Invasion von 37 Prozent auf 93 Prozent hoch. Als Trump sein Amt antrat, lag sie bei 52 Prozent. Dann gab der US-Präsident der Ukraine die Schuld für den Krieg. Und die Zustimmungswerte stiegen wieder auf 65 Prozent.
Trumps neuer Ansatz im Ukraine-Krieg, der sehr transaktional und oft feindselig ist, führt laut Paniotto zu mehr Einheit im Land. Und wohl auch für bessere Umfragewerte für Selenskyj.