Deutsche Ämter schicken Syrern Ausreise-Brief

Simon Binz
Simon Binz

Deutschland,

Ausländerbehörden in Deutschland haben Briefe an Syrer verschickt und darin Unterstützung bei einer freiwilligen Rückkehr in deren Heimat angeboten.

Schutzsuchende Asyl Migratonsdebatte
«Wir helfen ihnen gern»: Behörden schreiben Ausreise-Briefe an Syrer in Deutschland. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Einige deutsche Behörden versandten Briefe an alle Syrer und boten Hilfe zur Rückkehr an.
  • Hinweis, dass nur Ausreisepflichtige kontaktiert werden sollten, wurde übersehen.
  • Einige Syrer zeigten Interesse an der Beratung, andere lehnten die Rückkehr ab.

«Wir helfen Ihnen gern», heisst es in den Briefen, die derzeit in Deutschland für Gesprächsstoff sorgen. Mitten in der Migrationsdebatte haben die Ausländerbehörden in Schwerin und Rostock diese Zeilen an syrische Staatsbürger verschickt. Sie bieten ihre Unterstützung bei einer Rückkehr in deren Heimat an.

Brisant: Die Briefe gingen an alle Syrer, nicht nur an Ausreisepflichtige.

«Wir verstehen, dass die Entscheidung, nach Syrien zurückzukehren, für Sie eine grosse persönliche Herausforderung darstellt. Daher möchten wir Sie darüber informieren, dass wir bereit sind, Sie bei ihrem Wunsch freiwillig nach Syrien zurückzukehren zu unterstützen».

Laut der «Bild» wurden die Briefe an alle syrischen Staatsbürger in Rostock sowie an 59 Geflüchtete in Schwerin versandt, deren Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist. Die Behörden bieten verschiedene finanzielle Hilfen an: Reisekostenübernahme, eine einmalige Starthilfe von bis zu 1000 Euro pro Person (maximal 4000 Euro pro Familie) sowie medizinische Unterstützung nach der Ankunft.

Im Wortlaut heisst es: «Wir helfen Ihnen gern bei der Organisation Ihrer Ausreise. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Kosten der Ausreise zu übernehmen und eine finanzielle Förderung für einen Neustart in ihrem Heimatland zu erhalten.»

Flüchtlingsrat übt Kritik, einige Syrer zeigen Interesse

Grundlage für das Vorgehen sei ein Schreiben des Innenministeriums Mecklenburg-Vorpommerns, das von einer geplanten «grundsätzlichen Neuordnung» Syriens sprach. Es enthielt jedoch den Hinweis, dass nur ausreisepflichtige Syrer kontaktiert werden sollten – ein Detail, das offenbar übersehen wurde. Die Rostocker Verwaltung erklärte gegenüber «Bild», dieser Punkt sei lediglich in einem Nebensatz enthalten gewesen.

Der Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern kritisierte das Vorgehen scharf. «Syrien ist nach wie vor ein Krisengebiet», sagte Ulrike Seemann-Katz. Viele Spitäler und Schulen seien zerstört, die Wirtschaft am Boden, und 80 Prozent der Bevölkerung seien auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Allerdings gibt es auch positive Rückmeldungen. Einige der Angeschriebenen haben Interesse an der Rückkehrberatung gezeigt: Neun der 59 Asylbewerber in Schwerin möchten sich über die Ausreisemöglichkeiten informieren. Dagegen lehnten neun ausreisepflichtige Syrer in Schwerin eine Rückkehr selbst mit finanzieller Unterstützung ab.

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