Deutsche-Bank-Chef: «Wir haben es selbst in der Hand»
Das Wichtigste in Kürze
- «Stabiles Fundament», «solides Gebäude», «starke Bilanz» - Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing zeigt sich kämpferisch.
Der Vorstand habe 2018 alle Ziele erreicht und einen klaren Wachstumsplan für 2019, betont er bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. «Wir haben es selbst in der Hand.»
Unbeeindruckt zeigt sich Sewing von den seit Monaten hochkochenden Medienberichten, die Politik wolle eine Fusion der geschrumpften Deutschen Bank mit der teilverstaatlichten Commerzbank herbeiführen - und das womöglich noch im laufenden Jahr.
«Ich habe letztes Jahr gesagt, dass wir unsere Hausaufgaben machen müssen, da sind wir gut dabei und darauf konzentrieren wir uns», sagt Sewing. «Wir glauben an unseren Plan. Dafür müssen wir hart arbeiten. Und über alles andere mache ich mir keine Gedanken. Wir beteiligen uns an diesen Spekulationen nicht.»
Nach drei Verlustjahren in Folge schaffte es Deutschlands grösstes Geldhaus 2018 wieder in die schwarzen Zahlen - wenn auch mit 341 Millionen Euro nur knapp im Vergleich zu früheren Milliardengewinnen. Im Geschäftsjahr 2015 hatte die Deutsche Bank mit rund 6,8 Milliarden Euro den bisher höchsten Verlust in der Unternehmensgeschichte verbucht, 2016 summierte sich das Minus auf knapp 1,4 Milliarden Euro, 2017 standen 735 Millionen Euro Verlust in den Büchern.
«Wir sind natürlich noch nicht dort, wo wir hinwollen», räumt Sewing ein. Im Schlussquartal 2018 rutschte das Institut nach drei soliden Quartalen sogar wieder in die roten Zahlen. Die Rückkehr in die Gewinnzone im Gesamtjahr zeige aber, dass die Deutsche Bank «auf dem richtigen Weg» sei, meint Sewing.
Die Kosten will der Vorstand noch stärker drücken - auch durch einen weiteren Personalabbau über 2019 hinaus. Im vergangenen Jahr sank die Belegschaft um 6000 Vollzeitkräfte auf gut 91.700 Mitarbeiter. Bis Ende 2019 sollen es «deutlich unter 90.000» sein.
Während die Mitarbeiterzahl schrumpft, soll das Geschäft wieder wachsen. Chancen sieht das Management beispielsweise im Kreditgeschäft mit Privat- und Firmenkunden sowie im Geschäft mit vermögenden Kunden. Bereits jetzt machen nach Angaben der Bank die «stabileren Sparten», zu denen die Privat- und Firmenkundenbank sowie die Fondstochter DWS zählen, mehr als 60 Prozent des Geschäfts aus.
Die Integration der Postbank geht voran und soll sich für den Deutsche-Bank-Konzern künftig noch mehr auszahlen. Damit stösst das Geldhaus verstärkt in ein Segment vor, in dem die Commerzbank seit einigen Jahren relativ erfolgreich unterwegs ist.
Nähern sich die beiden verbliebenen grossen Privatbanken in Deutschland also doch an? Seit Sommer werben Finanzstaatssekretär Jörg Kukies, Ex-Deutschlandchef von Goldman Sachs, und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) für stärkere deutsche Banken. Auf eine Anfrage der Grünen zu den angeblichen Fusionsplänen antwortete das Finanzministerium, die Bundesregierung stehe «wirtschaftlich sinnvollen Optionen offen gegenüber».
Er freue sich, «dass wir eine Bundesregierung haben, die sich aktiv um den Finanzstandort Deutschland und Frankfurt Gedanken macht», gibt Sewing zu Protokoll. Nicht mehr und nicht weniger.
Sollte die Deutsche Bank weitere Rückschläge verkraften müssen, könnten die Fusionsspekulationen neue Nahrung erhalten. Die öffentlichkeitswirksame Geldwäsche-Razzia in den Frankfurter Zwillingstürmen Ende November verschreckte Kunden und Aktionäre und war letztlich ein Grund für die roten Zahlen im Schlussquartal 2018.
Und auch die Finanzmärkte müssen mitspielen, um den Sorgen um Deutschlands grösstes Geldhaus den Boden zu entziehen. Auch das ehrgeizige Ziel des Vorstands, die Eigenkapitalrendite nach Steuern im Vergleich zu 2018 auf mehr als vier Prozent zu verachtfachen, braucht Rückenwind. Sewing, der die Bank seit April 2018 führt, macht daraus keinen Hehl: «Wenn wir wieder in das extrem unfreundliche Marktklima des vierten Quartals zurückfallen sollten, würde das unsere Planung sicher herausfordern.»