Deutsche Bank erneut in den roten Zahlen
Weihnachtsfeier für Pensionäre gestrichen, Abbau Tausender Stellen - bei der Deutschen Bank bleibt kein Stein auf dem anderen. Der Konzernumbau kostet zunächst aber viel Geld.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Deutsche Bank sieht sich trotz tiefroter Zahlen auf dem richtigen Weg bei ihrem radikalen Konzernumbau.
Im dritten Quartal drückten die Kosten für die Neuausrichtung das Institut unter dem Strich mit 942 Millionen Euro ins Minus, wie der Dax-Konzern in Frankfurt mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte Deutschlands grösstes Geldhaus noch 130 Millionen Euro Gewinn für die Aktionäre erwirtschaftet.
«Die Transformation ist in vollem Gang, mit spürbaren Fortschritten auf der Kostenseite und beim Risikoabbau», betonte Vorstandschef Christian Sewing. In seinen vier Kerngeschäftsbereichen habe das Institut Gewinne erzielt.
«Gerade einmal 16 Wochen ist es her, dass wir den grössten Umbau unserer Bank seit zwei Jahrzehnten begonnen haben», schrieb Sewing an die Mitarbeiter. «Wir sind sehr gut gestartet.» An der Börse kamen die Nachrichten allerdings schlecht an. Die Aktie der Deutschen Bank verlor zeitweise mehr als fünf Prozent an Wert und der Kurs rutschte wieder unterhalb der Marke von 7 Euro, die er Mitte Oktober zurückerobert hatte. Analysten zeigten sich vor allem von dem starken Rückgang der Erträge enttäuscht.
Vor Steuern verbuchte der Konzern einen Verlust von 687 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: plus 506 Mio). Die Kernbank, die alle Bereiche ausser der Abbaueinheit umfasst, wies dagegen vor Steuern einen Gewinn von 353 Millionen Euro aus. Allerdings musste die Bank auch wegen der Einstellung ihres Aktienhandels einen überraschend deutlichen Rückgang ihrer Erträge hinnehmen. Mit knapp 5,3 Milliarden Euro fielen sie 15 Prozent niedriger aus als ein Jahr zuvor.
Konzernchef Sewing will mit einer grundlegenden Neuausrichtung die Dauerkrise des Instituts beenden. Das Investmentbanking, das dem Geldhaus milliardenschwere Strafen einbrockte, wird kräftig gestutzt. Kern der neuen Deutschen Bank soll die neue Sparte Unternehmensbank werden, die sich um Mittelständler, Familienunternehmen und multinationale Konzerne kümmert.
Die Zahl der Vollzeitstellen soll bis Ende 2022 um rund 18 000 auf weltweit 74 000 sinken. Nach wie vor ist unklar, wie stark der Abbau den Heimatmarkt trifft, wo die Bank trotz ihrer internationalen Ausrichtung am stärksten vertreten ist.
Finanzchef James von Moltke machte am Mittwoch keine näheren Angaben. Das Institut liege beim Jobabbau im Plan. Zu Details äussere man sich nicht. Im dritten Quartal sank die Zahl der Vollzeitstellen den Angaben zufolge erstmals seit der Übernahme der Postbank im Jahr 2010 auf unter 90 000. Zum Quartalsende waren es 89 958 Stellen, etwa 4750 weniger als ein Jahr zuvor.
Bis Sewing die Früchte des Konzernumbaus ernten kann, wird es allerdings noch eine Weile dauern. Wegen der Milliardenkosten für den Umbau dürfte auch das Gesamtjahr 2019 mit roten Zahlen enden - es wäre nach neuesten Zahlen der Bank das fünfte Verlustjahr in Folge. Für das Gesamtjahr 2019 rechnen Analysten einer Bloomberg-Übersicht zufolge inzwischen mit einem Minus von rund 4,5 Milliarden Euro. Für die ersten neun Monaten wies das Institut unter dem Strich einen Verlust von 4,1 Milliarden Euro aus.
Für das kommende Jahr bekräftigte Finanzchef von Moltke das Ziel, mindestens die Gewinnschwelle zu erreichen. Weitere Einschnitte über die im Sommer präsentierten Pläne hinaus seien nicht geplant, betonte der Manager.
Neben den Kosten für den Konzernumbau belastet wie andere Geldhäuser auch die Zinsflaute das Institut. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte erst jüngst den Strafzins verschärft, den Banken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken.
Da sich das Zinsumfeld im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 eingetrübt habe, arbeite die Bank an einer Reihe flankierender Massnahmen wie Preisanpassungen für Guthaben auf Konten, erklärte das Institut. Das Privatkundengeschäft bleibt den Angaben zufolge derzeit von der Weitergabe von Strafzinsen verschont. Bei Kunden mit höherem Einlagevolumen wie institutionellen Kunden oder internationalen Konzernen sei die Bank im Dialog, um passende Anlagealternativen oder Kompensationsmodelle zu vereinbaren.
Die börsennotierte Fondstochter DWS profitierte von steigendem Interesse der Kunden in der Zinsflaute. Unter dem Strich erhielt DWS gut 6 Milliarden Euro neue Mittel. Das verwaltete Vermögen stieg nach Angaben der DWS insgesamt um 33 Milliarden Euro auf 752 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern verringerte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht um 5 Prozent auf 163 Millionen Euro.
Bei dem Umbau des Institutes scheint kein Stein auf dem anderen zu bleiben. Der Sparkurs trifft auch Mitarbeiter im Ruhestand. Die traditionellen Pensionärs-Weihnachtsfeiern in den Regionen und der Zentrale sind bis auf Weiteres gestrichen. Das bestätigte ein Sprecher. Zuvor hatte das «Handelsblatt» darüber berichtet.