Bei einer Opernaufführung zum Thema sexuelle Gewalt mussten 18 Menschen behandelt werden. Die Oper profitiert nun von der Aufmerksamkeit.
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Die Staatsoper Stuttgart zeigt ein Stück, dass die Grenzen auslotet und lustvoll überschreitet. - X/Staatsoper Stuttgart

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Staatsoper Stuttgart stellt in einem Stück sexuelle Gewalt explizit dar.
  • Bei den ersten zwei Vorstellungen mussten 18 Zuschauern behandelt werden.
  • Die restlichen Veranstaltungen sind nun ausgebucht.
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Eine Alterseinschränkung, fettgedruckte Warnhinweise und Berichte über Notarzteinsätze: Trotz oder gerade deswegen gibt es für die verbliebenen Vorstellungen der Sex-Oper «Sancta» in Stuttgart (D) keine Karten mehr. Noch fünf mal gibt es die provokante und blutige Opernperformance zu sehen.

«Nachdem die Nachrichten gestern explodiert sind, sind von gestern auf heute sämtliche verbleibenden Vorstellungen ausverkauft worden.» Das sagte der Sprecher der Staatsoper, Sebastian Ebling, der Deutschen Presse-Agentur. Die Nachfrage sei aber auch schon zuvor gut gewesen. Nach Stuttgart ist das Stück Ende November an zwei bereits ausverkauften Abenden an der Volksbühne in Berlin zu sehen.

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Eine Aufführung an der Staatsoper Stuttgart sorgt für Aufsehen.
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Bei den ersten beiden Vorstellungen von «Sancta» mussten 18 Personen wegen Übelkeit und Ohnmacht behandelt werden.
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Die Staatsoper warnt auf ihrer Homepage, dass sexuelle Handlungen und sexuelle Gewalt dargestellt sowie echtes Blut verwendet werde.
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Im Stück würden christliche Rituale ins Lächerliche gezogen und die sexuelle Unterdrückung der Frau angeprangert.

Bei den ersten beiden Stuttgarter «Sancta»-Abenden am vergangenen Wochenende hatten Besucher über Übelkeit geklagt. In drei Fällen war nach Opern-Angaben ein Arzt dazugeholt worden.

Performance-Künstlerin für Provokationen bekannt

Die österreichische Performance-Künstlerin Florentina Holzinger sorgt seit Jahren für Aufsehen in der Theaterwelt. Mit ihren Arbeiten, bei denen sie radikal und freizügig weibliche Körper in Szene setzt, schmerzhafte Stunts einbaut. Und auch vor Trash nicht zurückschreckt.

In «Sancta» bringt sie mit aufreizender Deutlichkeit lesbische Liebesszenen auf die Bühne. Sie zieht christliche Rituale ins Lächerliche und prangert die sexuelle Unterdrückung der Frau an.

Findest du, dass es eine Aufgabe der Kunst ist, die Grenzen auszuloten?

In Schwerin (D) und Wien (Ö) war die sogenannte Performance-Oper bereits vor ausverkauften Reihen umjubelt worden. Vorfälle wie in Stuttgart habe es aber nicht gegeben, teilte Katharina Nelles mit, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit beim Mecklenburgischen Staatstheater.

«Freiheit von Kunst»

In Stuttgart hatten einige Zuschauerinnen und Zuschauer hingegen ihre Leidensfähigkeit möglicherweise unterschätzt und mussten vor allem vom Besucherservice versorgt werden.

Dabei warnt das rund 1400 Plätze fassende Haus auf seiner Homepage ausdrücklich: Die Aufführung der skandalumwitterten österreichischen Aktionskünstlerin zeige explizite sexuelle Handlungen sowie Darstellungen und Beschreibungen auch von sexueller Gewalt.

Auch seien echtes Blut sowie Kunstblut, Piercingvorgänge und eine Verwundung zu sehen. Stroboskopeffekte, Lautstärke und Weihrauch würden ebenfalls eingesetzt.

Auch der baden-württembergische Kunststaatssekretär Arne Braun (Grüne) kann mit Kritik an der Performance wenig anfangen: «Diese Fragen nach Spiritualität, Glaube, Gemeinschaft und Rolle der Geschlechter müssen verhandelt werden. Immer wieder aufs Neue, auch auf der Bühne», sagte er der dpa. «Das ist die Idee hinter der Freiheit von Kunst. Und wer sich das nicht anschauen will, bleibt bitte weg.»

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