Deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle
Der erwartete Frühjahrsaufschwung bleibt aus. Vor allem die Inflation, hohe Zinsen und niedrige Nachfrage aus dem Ausland dämpfen die deutsche Wirtschaft.
Das Wichtigste in Kürze
- Die deutsche Wirtschaft stagniert im zweiten Quartal.
- Die hohe Inflation belastet die Konsumausgaben der privaten Haushalte.
- Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren ein leichtes Schrumpfen für das Gesamtjahr.
Nach dem frostigen Konjunkturwinter bleibt der erhoffte Frühjahrsaufschwung in Deutschland aus. Die Wirtschaft schrumpft zwar nicht mehr, aber sie wächst auch nicht. Die deutsche Wirtschaft steckt in der Flaute fest.
Nach dem frostigen Konjunkturwinter fiel der erhoffte Frühjahrsaufschwung aus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte preis-, saison- und kalenderbereinigt im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal. Das teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden anhand vorläufiger Zahlen mit. Die Aussichten für die kommenden Monate haben sich nach Einschätzung von Ökonomen zudem eingetrübt.
Im Winterhalbjahr war die deutsche Wirtschaft mit zwei Minusquartalen in Folge in eine sogenannte technische, also kurzfristige Rezession gerutscht. Ein wichtiger Grund hierfür war die hohe Inflation, die vor allem die Ausgabefreude der privaten Haushalte dämpfte. Dies belastete die Konjunktur entsprechend. Nach den vorläufigen Daten der Statistiker stabilisierten sich die Konsumausgaben der privaten Haushalte nach dem schwachen Winterhalbjahr im zweiten Quartal.
«Die Lage verdüstert sich»
Ökonomen zufolge mehren sich die Anzeichen für ein schwaches zweites Halbjahr 2023. So verschlechterte sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Juli erneut. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel das dritte Mal in Folge. «Die Lage der deutschen Wirtschaft verdüstert sich», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Gedämpft wird die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung von DZ-Bank-Konjunkturexperte Christoph Swonke durch gestiegene Zinsen und die immer noch hohe Inflation. Hinzu komme die zurückhaltende Nachfrage aus dem Ausland.
Wirtschaftsforschungsinstitute und viele Bank-Ökonomen rechnen damit, dass Europas grösste Volkswirtschaft im Gesamtjahr leicht schrumpfen wird. Die Deutsche Bundesbank geht von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent aus. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) sagte jüngst ein Minus von 0,3 Prozent voraus.
Die Deutschen werden pessimistischer
Laut einer Yougov-Umfrage schauen 36 Prozent der Deutschen pessimistischer in ihre persönliche wirtschaftliche Zukunft als noch vor einem halben Jahr. 24 Prozent sind demnach optimistischer.
Vor allem Befragte im Alter von 45 bis 54 Jahren blickten pessimistischer nach vorne als noch vor einem halben Jahr. Dies betreffe 40 Prozent gegenüber 32 Prozent der 18- bis 24-Jährigen.