Dicke von Meereis in Arktis nimmt schneller ab als angenommen
Britische Klimaforscher warnen: Das Meereis in der Arktis nimmt in seiner Dicke weitaus schneller ab, als bisher erwartet.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Meereis-Dicke in der Arktis nimmt deutlich schneller ab, als bisher angenommen.
- Britische Forscher sprechen von einer Prognose-Abweichung von bis zu 100 Prozent.
Britische Klimaforscher haben in einer neuen Studie Alarm geschlagen und vor einer dramatischen Eisschmelze in der Arktis gewarnt.
Die Meereis-Dicke in den Küstenregionen der Arktis nehme um 70 bis hundert Prozent schneller ab als allgemein vermutet. So hiess es in der am Freitag im Fachmagazin «The Cryosphere» veröffentlichten Studie.
Das Meereis in der Arktis hält die Erde kühl. Sein Verschwinden würde den Klimawandel aus der Sicht von Wissenschaftlern deshalb noch verschärfen.
Die Co-Studienautorin und Professorin am University College London (UCL), Julienne Stroeve sagte: «Aus unserer Sicht sind unsere Berechnungen ein riesiger Schritt nach vorn. Dies wenn es um die präzisere Interpretation von Daten aus Satellitendaten geht.»
Nach Angaben der Wissenschaftlerin erwärmt sich die betroffene Arktisregion dreimal so stark wie die Erde insgesamt.
Dicke von Meereis mit aktuelleren Satellitendaten ermittelt
Um die Meereis-Dicke zu bestimmen, messen Wissenschaftler jenen Teil des Eises, der aus dem Ozean ragt. Verzerrt werden die Werte allerdings durch den Schnee, der auf den Schollen liegt und diese nach unten drückt.
Für ihre Studie nutzten die UCL-Forscher aktuellere Satellitendaten der Europäischen Weltraumagentur (ESA) als sie in früheren Studien verwendet wurden.
Sie kombinierten diese mit Berechnungen eines neuen Klimamodells, das sie gemeinsam mit US-Wissenschaftlern von der Universität von Colorado entwickelt hatten.
Bisherige Messungen stützten sich auf uralte Daten
Doktorand und Hauptstudienautor Robbie Mallett: «Bisherige Bemessungen der Meereis-Dicke stützen sich auf eine Schnee-Karte, die zuletzt vor 20 Jahren aktualisiert wurde.»
Er führt aus: «Weil das Meereis begann, sich immer später im Jahr zu bilden, hat der darauf liegende Schnee weniger Zeit, sich anzuhäufen.» Die von ihm und seinen Kollegen vorgelegte Studie trage diesem Phänomen erstmals Rechnung. Daraus ergebe sich, dass «das Meereis schneller ausdünnt als wir dachten».
Die Meereis-Dicke sei ein wichtiger «Indikator für die Gesundheit der Arktis», betonte Mallett. Dicke Meereis-Schichten dienten als eine Art Wärmedämmung, die verhindere, dass der Arktische Ozean im Winter die Erdatmosphäre erwärme.
Im Sommer wiederum schützten die Schollen den Ozean vor der Sonnenstrahlung. «Dünneres Eis hat zudem schlechtere Überlebenschancen während der arktischen Sommerschmelze», sagte Mallett.