Diese Knallhart-Massnahmen will Bürgermeister gegen Touris
Keine Krawalle mehr auf Malle. Um die Probleme des Übertourismus in den Griff zu bekommen, will die Politik zu drastischen Mitteln greifen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bürgermeister von Palma de Mallorca plant harte Massnahmen gegen Massentourismus.
- Seine Vorschläge: weniger Touristen, höhere Gebühren für Kreuzfahrtschiffe und Mietwagen.
- Doch die Ideen sorgen auf der Insel zunächst für politische Gezanke.
«Sagen wir basta!» und «Mallorca steht nicht zum Verkauf!». Nach den Massenprotesten gegen Massen- und Sauftourismus auf der spanischen Ferieninsel Mallorca reagiert die lokale Politik. Mit «Knallhart-Massnahmen» will der Bürgermeister von Palma de Mallorca nun durchgreifen, wie die deutsche «Bild»-Zeitung schreibt.
Die Vorschläge von Jaime Martínez haben es in sich: Er will die Anzahl der Touristinnen und Touristen reduzieren und dabei bei den Mietautos, Kreuzfahrtschiffen und Ferienwohnungen ansetzen. So soll die Zufahrt per Mietwagen in die Innenstadt etwa verboten werden. Oder Reisende per Kreuzfahrtschiff sollen etwa doppelt so hohe Gebühren bezahlen.
Weiter sollen Private keine Gästebetten mehr vermieten dürfen. Und: Von Besitzerinnen und Besitzern von Hotels und Restaurants sollen Gebühren verlangt werden, wenn deren Gäste Dreck verursachen.
Einschränkung des Alkoholkonsums bereits umgesetzt
Eine einschneidende Massnahme wurde bereits umgesetzt. Am Ballermann und in Magaluf darf auf offener Strasse kein Alkohol mehr getrunken werden. Es drohen Bussen zwischen umgerechnet 490 und 1470 Franken.
Der Bürgermeister überlegt sich, dieses Verbot nun auf die ganze Gemeinde von Palma de Mallorca auszuweiten. Und dies, obwohl die Wirkung eines solchen Verbots umstritten ist.
So brachte 2020 eine Reglung, dass Alkohol nicht mehr in Gruppen konsumiert werden darf, keine Besserung. Und die Schweizer Malle-Wirtin Beatrice Ciccardini sagte bei Nau.ch: «Ich denke, es wird schwierig sein, das Verbot umzusetzen.» Denn in Mallorca gebe es viel zu viele Touristinnen und Touristen und zu wenig Polizei.
Mehr Polizei auf Malle
Doch Jaime Martínez will auch das ändern. Die Orts- und Nationalpolizei soll stärker präsent sein.
Problem: Die Regeln kann der konservative Bürgermeister nicht im Alleingang bestimmen. Das zeigte sich bereits am Donnerstag bei einer Stadtratssitzung, als er seine Vorschläge präsentierte.
Von Martínez rechtsextremen Koalitionspartner Vox gab es dafür Ablehnung. Verschiedene Vertreter der Partei drohten sogar mit einem Koalitionsbruch, wie die «Mallorca Zeitung» berichtet.
Koalitionsbruch wegen Knallhart-Massnahmen?
Laut dem Bericht fühlten sie sich von den Plänen des Bürgermeisters überrumpelt. Und die Massnahmen seien schlecht durchdacht. «Verbote und Steuererhöhungen sind nicht der Weg», hiess es seitens Vox.
Und auch die linken Parteien im Stadtrat lehnten die Vorschläge ab. Dies, obwohl sie eigentlich in vielen Punkten mit Martínez übereinstimmen würden. Doch gegenseitige Vorwürfe und politisches Gezanke verunmöglichten einen Kompromiss.
Trotz dieser Niederlage will der Bürgermeister an seinen Knallhart-Vorschlägen festhalten. Demnächst will er diese an einem runden Tisch der Balearen-Regierung vortragen. Um die Forderungen durchzusetzen, bräuchte Martínez nämlich deren Zustimmung – und möglicherweise sogar jener der Zentralregierung in Madrid.