Dündar Attentäter wegen illegalem Waffenbesitzes verurteilt

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Türkei,

Can Dündar äusserte scharfe Kritik: Der Täter, der einen Anschlag auf ihn versuchte, wurde nur wegen illegalem Waffenbesitzes verurteilt.

Dilek Dündar (l), Frau vonCan Dündar, und Muharrem Erkek versuchen Murat Sahin (r) festzuhalten.
Dilek Dündar (l), Frau vonCan Dündar, und Muharrem Erkek versuchen Murat Sahin (r) festzuhalten. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Dündar-Attentäter wurde der Bedrohung mit einer Waffe freigesprochen.
  • Dieses Urteil kommt laut Can Dündar einer «Medaille» für den Attentäter gleich.

Mehr als zwei Jahre nach einem fehlgeschlagenen Attentat auf den früheren «Cumhuriyet»-Chefredakteur Can Dündar hat ein Istanbuler Gericht den Attentäter wegen illegalen Waffenbesitzes zu zehn Monaten Haft verurteilt. Wie aus dem von Dündar am Dienstag veröffentlichten Gerichtsurteil hervorgeht, wurde der Täter Murat Sahin aber vom Vorwurf der Bedrohung mit einer Waffe freigesprochen. Dündar äusserte scharfe Kritik an dem Urteil.

«Was ist die Strafe für das Abfeuern einer Waffe auf einen Journalisten in der Türkei? Freispruch», schrieb Dündar im Kurzmitteilungsdienst Twitter und veröffentlichte einen entsprechenden Auszug aus dem Urteil gegen Sahin. Das Urteil komme einer «Medaille» für den Attentäter gleich und sei eine Botschaft der Unterstützung für künftige Täter. Die Botschaft laute: «Zögert nicht. Der Staat steht hinter euch», schrieb Dündar.

Auf Dündar geschossen

Sahin hatte am 6. Mai 2016 vor dem Istanbuler Justizpalast von Caglayan auf Dündar geschossen, dem dort wegen eines Artikels der Prozess gemacht wurde. Dank des Eingreifens von Dündars Frau verfehlte der von Sahin abgefeuerte Schuss den angeklagten Journalisten, verletzte aber stattdessen eine Reporterin des Nachrichtensenders NTV am Bein. Wegen der Verletzung der Journalistin wurde der Attentäter nun vom Gericht zu einer Geldstrafe von 4500 Lira (640 Euro) verurteilt.

Sahin wurde am Tatort festgenommen, konnte jedoch im Oktober 2016 das Gefängnis wieder verlassen. Der damalige «Cumhuriyet»-Chefredakteur Dündar war vor dem Istanbuler Gericht zusammen mit dem Büroleiter der regierungskritischen Zeitung in Ankara wegen der Veröffentlichung eines Artikels zu verdeckten Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an islamistische Rebellen in Syrien angeklagt.

Der in der Türkei wegen Spionage und Verrats gesuchte Journalist Can Dündar spricht während einer Pressekonferenz.
Der in der Türkei wegen Spionage und Verrats gesuchte Journalist Can Dündar spricht während einer Pressekonferenz. - dpa

Kurz nach dem Anschlagsversuch wurde Dündar wegen Spionage und Verrats von Staatsgeheimnissen zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Nach dem Urteil ging er ins Exil nach Deutschland, wo er noch heute lebt.

Das Urteil gegen den Attentäter erfolgt wenige Tage nach einem Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Deutschland, bei dem dieser mit der Forderung nach der Auslieferung von Dündar für Ärger sorgte.

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