Minderjährige Flüchtlinge in Deutschland eingetroffen

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Griechenland,

Erst gab es politisches Tauziehen, dann bremste die Corona-Pandemie die Rettungsaktion für minderjährige Flüchtlinge aus. Nun ist eine erste Gruppe in Hannover gelandet. Aber was ist mit den übrigen rund 1600?

Flüchtlinge
Minderjährige Flüchtlinge von griechischen Inseln steigen am Athener Flughafen in ein Flugzeug Richtung Deutschland. Foto: Angelos Tzortzinis/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Um kurz vor elf Uhr am Samstagvormittag setzt der Flieger aus Athen auf der Landebahn in Hannover auf.

Darin sitzen 47 Kinder und Jugendliche, die damit für mitteleuropäische Verhältnisse unvorstellbare Lebensumstände hinter sich lassen.

Sie kommen aus heillos überfüllten griechischen Flüchtlingslagern auf den Ägäis-Inseln Samos, Chios und Lesbos. 47 Minderjährige - das erscheint humanitären Organisationen angesichts Hunderter unbegleiteter Kinder und Jugendlicher, die in den Lagern ausharren, eine verschwindend geringe Zahl.

In und um die Lager im Osten der Ägäis leben zurzeit rund 39.000 Menschen. Etwa 36 Prozent sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks Minderjährige. Gut 90 Prozent der rund 1600 unbegleiteten Minderjährigen sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) Jungen. Aufgrund der schlimmen hygienischen Zustände ist es nach Einschätzung von Ärzten nur eine Frage der Zeit, bis es auch dort Ansteckungen mit dem Coronavirus gibt.

Der deutsche Repräsentant des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Frank Remus, sagte der dpa mit Blick auf die 47 Minderjährigen: «Die Zahl ist klein und es kann in der Tat nur ein Anfang sein, wenn es darum geht, die völlig überfüllten und unzumutbaren Camps auf den griechischen Inseln zu entlasten.» Es dürfe aber nicht vergessen werden, dass sie nun in einer fremden Welt eingetroffen seien, ohne gewohnte Umgebung und vertraute Menschen. «Wann sie auch in Deutschland ankommen, hängt von hilfreichen Händen und offenen Herzen ab.»

Deutschland plant, insgesamt 350 bis 500 unbegleitete Minderjährige aus den Lagern auf den griechischen Inseln aufzunehmen - bevorzugt Kinder im Alter unter 14 Jahren, kranke Kinder und Mädchen. Allerdings sind die meisten Minderjährigen, die ohne Mutter und Vater in die Europäische Union kommen, Jungen: Unter den 47 am Samstag gelandeten Flüchtlingen - 42 Kinder und 5 Jugendliche - sind nur vier Mädchen.

Die Bundesregierung erwartet, dass auch andere EU-Staaten, die ihre Zusage zur Aufnahme aufgrund der Corona-Pandemie erst später erfüllen wollen, zu ihren Verpflichtungen stehen. Insgesamt sollen nach Angaben der Europäischen Kommission rund 1600 kranke Kinder und unbegleitete Minderjährige umgesiedelt werden. Ausser Deutschland haben noch neun weitere EU-Staaten und die Schweiz erklärt, mitzumachen: Luxemburg, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Kroatien, Finnland, Irland, Portugal und Litauen. Bisher sind allerdings vor einigen Tagen lediglich zwölf Minderjährige nach Luxemburg gebracht worden.

Das Verfahren wird nach Schätzung des stellvertretenden griechischen Migrationsministers Giorgos Koumoutsakos länger als erhofft dauern. Das liege daran, dass zahlreiche Behörden und Organisationen entscheiden müssten, welche Kinder in welche Länder gingen. Es müssten Gutachten vorgelegt werden, warum welches Kind in welches Land gehen solle. Zudem seien die Kinder psychologisch vorbereitet und auch gesundheitlich untersucht worden, hiess es vom Migrationsministerium.

Als die Kinder und Jugendlichen nach der Landung in Hannover in die beiden Busse steigen, die sie in den Landkreis Osnabrück bringen sollen, sieht man trotz des Mundschutzes, wie sie lachen. Den wartenden Fotografen zeigen sie ihre hochgestreckten Daumen. Begleitet wurden sie auf dem Flug von zwei Kindern, die von ihrem Vater nach Griechenland entführt worden waren und zu ihrer Mutter nach Deutschland zurückgebracht wurden.

Im Osnabrücker Land werden die Kinder erst einmal für eine 14-tägige Corona-Quarantäne untergebracht. Einige der Kinder sollen dauerhaft in Kommunen in Niedersachsen bleiben. Etwa 20 von ihnen haben in Deutschland Verwandte und werden dorthin gebracht. Auch andere Bundesländer hatten die Aufnahme von Kindern angeboten.

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