Dutzende Leihmutter-Babys in Tschechien illegal verkauft
Eine Leihmutterschaft ist in Osteuropa ein lukratives Geschäft – teils auch ein düsteres. In Tschechien werden Babys ukrainischer Leihmütter illegal verkauft.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Leiter einer ukrainischen Leihmutterschaft-Klinik wird wegen Menschenhandel angeklagt.
- Er verkauft die Babys auch an alleinstehende Männer oder homosexuelle Paare.
- Dies ist gemäss ukrainischem Recht verboten. In Tschechien nutzte er ein Schlupfloch.
Eine Leihmutterschaft ist für manche Paare die einzige Möglichkeit, den Kinderwunsch zu erfüllen. Aber in vielen Ländern – auch in der Schweiz –ist sie verboten.
In Ländern wie der Ukraine oder Tschechien jedoch boomt das Geschäft. Teilweise auch ausserhalb des gesetzlichen Rahmens: Gewisse Kliniken verkaufen Babys illegal beispielsweise an alleinstehende Männer.
Das Wiener Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE) berichtet von drei Dutzend Fällen seit 2019. Es verweist dabei auf das tschechische Medienportal «Seznam Zprávy».
Der Klinikbetreiber der ukrainischen Agentur Feskov-Human Reproduction Group steht dabei im Fokus. Er ist wegen Menschenhandels angeklagt, auch sechs seiner Mitarbeiter seien mittlerweile verdächtig.
Frauen gebären in Tschechien
Das perfide Vorgehen der Feskov-Klinik: In der Ukraine dürfen Leihmutter-Babys nur an unfruchtbare und verheiratete Paare abgegeben werden. Für Singles und homosexuelle Paare bietet die Klinik deshalb ein «Remote-Garantieprogramm» an.
Die Leihmütter bringen die Babys in Tschechien zur Welt und werden gezwungen, sich als biologische Mutter einzutragen. Danach müssen sie ihre elterlichen Rechte aufgeben, damit die Babys von den Ausländern abgeholt und adoptiert werden können.
Zwischen 60'000 und 70'000 Euro verrechnet die Klinik dafür. Die Leihmutter erhält rund 10'000 Euro, was einem dreifachen ukrainischen Jahresgehalt entspricht. Die Tschechische Zentralstelle gegen Organisierte Kriminalität dokumentierte Dutzende Fälle.
«Mutter wollte Enkelkind»
Ob die neuen Eltern nur das Beste für ihren Nachwuchs im Sinn haben, bleibt fraglich. Die Gründe für die Adoption lassen einem die Haare zu Berge stehen. Einer der Kunden aus Nordeuropa sagte der Polizei, er habe das Kind gekauft, weil seine «Mutter ein Enkelkind haben wollte».
Andere wollten sich «ablenken» oder einfach nicht mehr alleine sein. Von einem Baby, das in die USA mitgenommen wurde, fehle zudem jegliche Spur. Ein Käufer habe angegeben, keine Ahnung zu haben, wie er sich um das Baby zu kümmern habe.