Italien ist das Land mit den meisten Unesco-Welterbestätten. Doch wegen Covid-19 ist der gesamte Kulturbereich zum Erliegen gekommen. Die Schäden sind maximal. Die einen versuchen es nun mit virtuellen Besichtigungen, andere zeigen Kunst für Nachbarn an Fenstern.
Museumschefin Cecilie Hollberg in der Galleria dell’Accademia. Foto: Sergio Garbari/Galleria dell’Accademia/dpa
Museumschefin Cecilie Hollberg in der Galleria dell’Accademia. Foto: Sergio Garbari/Galleria dell’Accademia/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Italien lebt von seinem Kulturerbe und dem Tourismus.
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Doch die Corona-Pandemie versetzt Museen, Theatern und Sehenswürdigkeiten einen extremen Schlag.

«Es ist eine Katastrophe für sehr viele Menschen und Einrichtungen», sagte Cecilie Hollberg, deutsche Direktorin der Galleria dell'Accademia in Florenz, wo Michelangelos David-Statue steht. Wann die Galleria, das Kolosseum, die Uffizien, Pompeji und Co. wieder öffnen, ist vollkommen unklar.

Besucher aus dem Ausland gibt es derzeit keine. «Dass Touristen aus dem Ausland so bald wieder kommen werden, glaube ich kaum», sagte Hollberg der Deutschen Presse-Agentur weiter. «Niemand will riskieren, möglicherweise irgendwo festzusitzen.» Niemand wisse, wann und in welcher Form die Museen wieder öffnen. «Wenn es so weiter geht wie bisher, kommen in diesem Jahr mancherorts womöglich 90 Prozent weniger Einnahmen zusammen», sagte Hollberg. «Bis Ende April wird mein Museum einen Verlust von etwa zwei Millionen Euro realisiert haben.»

Italien ist weltweit eines der am schwersten von der Lungenkrankheit Covid-19 betroffenen Länder. Seit Anfang März gelten strenge Ausgangsbeschränkungen, auch alle Museen, Theater und Kinos sind geschlossen. Die Sperren gelten noch bis mindestens 3. Mai. Mehr als 21.000 Menschen in Italien sind bereits in der Pandemie gestorben.

Museen und Sehenswürdigkeiten versuchen, mit Internet-Aktionen die Menschen für Kultur und Kunst bei der Stange zu halten. So macht der Chef von Pompeji, Massimo Osanna, virtuelle Touren durch die Ausgrabungsstätte. Die Stadt Rom bietet Kulturprogramme aus der Ferne für Kinder, das Kulturministerium bespielt Youtube und die sozialen Netzwerke mit Filmen und kleinen Aktionen. Leonardo da Vinci gibt es ebenfalls online.

Einen Museumsbesuch, ein Theater oder eine Besichtigung vor Ort können der Computer oder das Smartphone allerdings nicht ersetzen. Und die Einnahmen fehlen den Einrichtungen dennoch.

Die deutsche Kunstakademie Villa Massimo in Rom, deren Künstler nun auch in Quarantäne sind, hat sich ein Projekt für die Nachbarn ausgedacht. Dabei präsentieren die Künstler jeden Abend Videos, Bilder und Musik den Nachbarn. Die sind eingeladen, aus dem Fenster zu schauen und die Kunst zu geniessen. «Wir bekommen täglich Nachrichten von den Nachbarn, die sich bei uns bedanken oder auch die Präsentationen aufnehmen», erklärte Villa-Massimo-Sprecherin Allegra Giorgolo.

Auch in der Galleria in Florenz versucht Direktorin Hollberg die Menschen mit Hilfe der sozialen Medien zu unterhalten. Das Museum gehört mit 1,7 Millionen Besuchern pro Jahr zu den Hauptattraktionen des Landes. Für kleinere, weniger bekannte Museen seien die Aussichten besonders düster. «Die Krise wird einige Museen endlos zurückwerfen. Viele leben ohnehin in einer schwierigen Situation, und sie können schon in normalen Zeiten kaum Strom- oder Wasserrechnungen bezahlen, weil sie nicht so viele Besucher haben. Für solche wird es besonders mühsam werden, wieder auf die Beine zu kommen.» Möglicherweise würde der Staat dann auch entscheiden, die ein oder andere Kultureinrichtung zeitweise «herunterzufahren». Denn Instandhaltung der Gebäude und der Kunstwerke kosten den Staat viel Geld.

Michelangelos David macht derweil auch als «Covid» im Netz Furore. Dabei ist der durchtrainierte David neben dem in der Quarantäne dick gewordenen «Covid» zu sehen. Hollberg kann über solche Scherze hinwegsehen. «Das sind Witzchen, die durch das Netz flattern. Eintagsfliegen verfolgen wir nicht.»

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