Ein Medienbericht über ein gesungenes Nazilied bei der Beerdigung eines ehemaligen FPÖ-Politikers löst vor den Parlamentswahlen in Österreich Aufregung aus.
Herbert Kickl
Spitzenkandidat Herbert Kickl (r.) im Rahmen des Wahlkampfabschlusses der FPÖ. - APA/ROLAND SCHLAGER

Vor der Parlamentswahl in Österreich hat ein Medienbericht für Empörung gesorgt, wonach bei der Beerdigung eines ehemaligen FPÖ-Politikers ein Nazilied gesungen wurde. Wie die Zeitung «Der Standard» berichtete, nahmen am Freitag mehrere Mitglieder der rechtspopulistischen FPÖ an der Beisetzung des ehemaligen FPÖ-Bezirksrats Walter Sucher teil.

Laut einem von der Zeitung am Samstag veröffentlichten Video wurde dabei die Version eines Liedes gesungen, das während der Nazi-Zeit zum Standardrepertoire von SS-Mitgliedern gehörte.

Auf dem der Zeitung zugespielten Video sind Beerdigungsgäste auf einem Friedhof zu sehen, die um ein Grab versammelt stehen und «das heilige deutsche Reich» besingen. Demnach waren bei dem Vorfall auch zwei FPÖ-Nationalratsabgeordnete zugegen. Parteien aus dem gesamten politischen Spektrum verurteilten den Vorfall scharf.

Die jüdische Studierendenvereinigung JöH teilte mit, dass sie Anzeige unter anderem gegen die anwesenden FPÖ-Politiker erstattet habe. Die konservative ÖVP erklärte im Onlinedienst X, dass FPÖ-Chef Herbert Kickl solche Vorkommnisse dulde, beweise, «dass er keine Berührungsängste mit Rechtsextremen hat». Die Partei betonte in diesem Zusammenhang erneut, dass es mit Kickl keine Zusammenarbeit geben werde.

Politische Reaktionen auf den Vorfall

Die Wähler forderte sie auf, mit ihrer Stimmabgabe für die ÖVP am Sonntag «die Mitte zu stärken». Der Chef der sozialdemokratischen SPÖ, Andreas Babler, erklärte bei X, der Vorfall zeige erneut, dass «mit einer solchen Partei kein Staat zu machen» sei. Die FPÖ äusserte sich zunächst nicht auf eine Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP zu dem Vorfall.

Babler
Andreas Babler, der neue SPÖ-Parteichef. - keystone

Die rechtspopulistische Partei, die bei der Wahl am Sonntag erstmals stärkste Kraft werden könnte, erklärte aber gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA, dass sie nicht an der Organisation der Beerdigung «einer Privatperson» beteiligt gewesen sei. Sie verurteilte zudem den «politischen Missbrauch» des Begräbnisses als «pietätlos und schäbig». Sucher hatte 2006 für Empörung gesorgt,

Kontroverse um Walter Sucher

Als er seine damalige Rede an die Delegierten eines FPÖ-Landesparteitags in Wien mit dem Nazi-Gruss «Heil» beendet hatte. Laut APA verteidigte der FPÖ-Politiker damals seinen Auftritt, bei dem er unter anderem zum Schutz des deutschen «Volkstums» aufgerufen hatte, mit den Worten, man solle es sich auch nicht nehmen lassen, das Lied «Wenn alle untreu werden» zu singen – das nun auch bei seiner Beisetzung gesungen wurde.

Österreich wählt am Sonntag ein neues Parlament. In Wahlumfragen kam die FPÖ von Parteichef Herbert Kickl zuletzt auf rund 27 Prozent. Sie lag damit zwei Prozentpunkte vor der konservativen ÖVP, die 2019 noch mit über 37 Prozent der Stimmen klar vorn gelegen hatte.

Wahlprognosen und politische Landschaft

Den Sozialdemokraten von der SPÖ werden gut 20 Prozent prognostiziert, den Grünen, die derzeit mit der ÖVP regieren, rund acht Prozent.

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