Empörung über Italiens Pläne zur Lockerung der Corona-Sperren
Italien will die Corona-Beschränkungen vorsichtig lockern. Bei Teilen der Wirtschaft und den Kirchen kommt dies gar nicht gut an.
Das Wichtigste in Kürze
- Italien will seine Corona-Beschränkungen vorsichtig lockern.
- Dabei fühlen sich insbesondere Teile der Wirtschaft und Kirchen benachteiligt.
- Restaurants müssen sich so noch bis im Juli gedulden.
Trippelschritte in die Freiheit und bis Juni keine Restaurant-Besuche in Italien: Die Pläne der Regierung in Rom zur vorsichtigen Lockerung der Corona-Beschränkungen ab 4. Mai sind auf harsche Kritik in Teilen der Wirtschaft und bei Kirchen gestossen.
Rund sieben Wochen nach Erlass von Ausgangsverboten hatten viele Menschen auf mehr und schnellere Erleichterungen gehofft. Solchen Wünschen erteilte Ministerpräsident Giuseppe Conte mit seinem Stufenplan eine Absage. Auf einen Friseur-Termin und spontane Wochenendausflüge in andere Regionen müssen die Italiener noch lange warten.
Atemschutzmasken im ÖV von Rom
Die Phase zwei im Kampf gegen die Viruskrankheit soll im Mai mit dem Anlaufen der Arbeit in vielen Produktionsbetrieben beginnen. Für die 60 Millionen Menschen soll es dann etwas mehr Freiheiten geben: etwa beim Sportmachen draussen und für Besuche bei Verwandten in der eigenen Region.
Für persönliche Treffen ebenso wie für das Nutzen von Bussen und Bahnen fordert Rom das Tragen von Atemschutzmasken. Selbst in Familienrunden bleibe der Abstand von einem Meter wichtig.
Weitere Etappen der Öffnung sind der 18. Mai, wenn zum Beispiel die Museen wieder zugänglich werden, und der 1. Juni.
Die Gastronomie protestierte am Montag gegen den Beschluss, dass Bars und Restaurants erst ab Anfang Juni voll loslegen dürfen. Noch einen Monat länger zu schliessen, bedeute weitere neun Milliarden Euro an Verlusten. Nun erlaubte Rom den Lokalen ab Mai zumindest den Ausserhaus-Verkauf.
Gottesdienste sind weiterhin verboten
Ähnlich enttäuscht wie die Gastwirte äusserte sich der Einzelhandel. Die Masse der Geschäfte, zum Beispiel Modeläden, darf erst ab dem 18. Mai öffnen. Confcommercio-Verbandschef Carlo Sangalli warnte, jeder Tag mit Corona-Sperre koste die Branche Geld und Jobs.
Die katholische Kirche Italiens bemängelte, dass Gottesdienste mit Gläubigen weiter verboten sind. Die Regierung teilte dazu mit, dass die Frage der Messen «in den nächsten Tagen» überprüft werde.
Viele Menschen stöhnen nach Wochen im Lockdown am meisten, dass sich im Corona-Alltag zu wenig ändert. Zwar dürfen sie wieder ungehindert Joggen und Radfahren - doch nur alleine oder mit zwei Meter Abstand. Friseure öffnen erst im Juni, die Schulen sogar erst nach dem Sommerferien im September.
Verbote müssen weiterhin eingehalten werden
«Die Probleme der Kinder werden nicht mal erwähnt, dass sie ihre Freunde nicht sehen dürfen. Das Recht auf Lernen wird nicht anerkannt», sagte Luisa Chiarelli, Leiterin eines Kindergartens in Rom. Vor allem für berufstätige Eltern ist kein Ende der Probleme in Sicht.
Das Land registrierte seit Februar mehr als 26'600 Corona-Tote. Nach Wochen des steilen Anstiegs der Infizierten-Zahlen gab es im April viele positive Signale.
Der Regierungschef warnte, sich auch jetzt nicht über Verbote hinwegzusetzen. Sonst müsse das Rad der Lockerungen zurückgedreht werden. Rom hatte die Ausgangsbeschränkungen am 10. März verhängt.