Empörung über Zeitungsbeitrag zu häuslicher Gewalt gegen J.K. Rowling
Ein Artikel auf der Titelseite des britischen Boulevardblatts «The Sun» über häusliche Gewalt gegen «Harry Potter»-Autorin J.K.
Das Wichtigste in Kürze
- Boulevardblatt macht sich zum Sprachrohr .
Rowling hat in Grossbritannien Empörung ausgelöst. Nachdem Rowling sich als Opfer von häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch offenbart hatte, veröffentlichte die «Sun» am Freitag unter der Überschrift «Ich habe JK geschlagen, und es tut mir nicht leid» ein Interview mit Rowlings erstem Ehemann Jorge Arantes. Frauen-Hilfsorgansationen zeigten sich entsetzt.
Weiter wurde Arantes in dem Zeitungsbeitrag mit den Worten zitiert, er habe seine damalige Frau zwar geschlagen, «aber es gab keine andauernde Misshandlung. Es tut mir nicht leid, sie geohrfeigt zu haben». Jane Keeper von der Organisation Refuge, die Opfern häuslicher Gewalt hilft, stufte die Überschrift als «ebenso unverantwortlich wie enttäuschend» ein. Damit mache sich die Zeitung zum Sprachrohr eines Täters, der seine Handlungen zu rechtfertigen versuche.
Vor allem im derzeitigen Kontext, da die Refuge-Telefonhotline für Opfer häuslicher Gewalt wegen der Corona-Ausgangssperre einen Anstieg der Anrufe um 66 Prozent verzeichne, sei die Überschrift besonders «schockierend». «Was für eine Botschaft vermittelt diese Titelseite den Opfern? Dass ihr Peiniger nationale Titelzeilen bekommen wird, um seine Taten zu rechtfertigen? Dass Misshandlung legitim ist? Dass es nichts ausmacht?», fragte Keeper.
Die schottische Hilfsorganisation Women's Aid sprach von einer «abstossenden» Titelgeschichte: «Hunderttausende Frauen und Kinder in Schottland, die mit dem Terror und Trauma häuslicher Gewalt leben oder sie überlebt haben, erhalten damit eine virtuelle Ohrfeige der 'Sun'. Für den Profit.»
Die «Sun» erklärte, die Redaktion sei «angeekelt» von den Äusserungen von Rowlings Ex-Mann und habe sie in ihrer Berichterstattung als «krank» eingestuft. Ziel der Geschichte sei es gewesen, «den totalen Mangel an Bedauern» des Täters zu zeigen.
Die «Harry Potter»-Autorin hatte am Mittwoch in einem Blog-Beitrag öffentlich gemacht, dass sie in der Vergangenheit in einer Beziehung misshandelt und sexuell missbraucht wurde. Nach eigenen Angaben gab sie diese Informationen preis, um ihre umstrittenen Kommentare zu Transgender-Frauen zu erklären, um die es in den vergangenen Tagen einigen Wirbel gegeben hatte.