Letzte IS-Bastion in Syrien kurz vor dem Fall

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Syrien,

Vor fast fünf Jahren erreichte der IS in Syrien und im Irak den Höhepunkt seiner Macht. Jetzt steht er in seiner letzten Bastion auf verlorenem Posten. Daran ändern auch IS-Durchhalteparolen nichts.

Rauch steigt auf aus Baghus: Die kurdischen Truppen scheinen der letzten IS-Bastion in Syrien den entscheidenden Schlag versetzt zu haben. Foto: Maya Alleruzzo/AP
Rauch steigt auf aus Baghus: Die kurdischen Truppen scheinen der letzten IS-Bastion in Syrien den entscheidenden Schlag versetzt zu haben. Foto: Maya Alleruzzo/AP - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach monatelangen Kämpfen steht das selbst ernannte Kalifat der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kurz vor dem endgültigen Zerfall.

ie Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) nahmen am Dienstag nach eigenen Angaben in der letzten syrischen IS-Bastion Baghus ein Zeltlager ein, in dem sich die verbliebenen Extremisten in Gräben und Tunneln verschanzt hatten. Einer von SDF-Sprecher Mustafa Bali verbreiteten Karte zufolge sind die Dschihadisten dort nun auf einen schmalen Streifen am Ufer des Euphrat-Flusses zurückgedrängt.

«Dies ist keine Siegesmeldung, aber ein bedeutender Fortschritt im Kampf gegen Daesh», erklärte Bali über Twitter. Die heftigen Kämpfe gingen zunächst weiter, sagte der SDF-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. An einigen Fronten gebe es Angriffe und Gegenangriffe. Ihm zufolge nahmen die SDF Hunderte verletzte oder kranke Dschihadisten beim Sturm auf das Lager fest.

Die von Kurden angeführten SDF gehen seit Wochen gegen die IS-Bastion Baghus vor. In dem Ort an der Grenze zum Irak hatten sich die letzten verbliebenen IS-Kämpfer in einem Zeltlager am Euphrat auf engstem Raum verschanzt. Schätzungen zufolge sollen dort zuletzt noch einige Hundert Dschihadisten Widerstand geleistet haben.

Die SDF-Angreifer kamen in den vergangenen Tagen nur langsam voran, auch weil sich die Dschihadisten mit Selbstmordattentätern wehrten. Bis zuletzt blieben die Kämpfe heftig. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete am Dienstag, mindestens 14 SDF-Kämpfer seien bei dem Versuch getötet worden, das IS-Zeltlager zu stürmen. Mehr als 30 SDF-Kämpfer seien zudem verletzt worden.

Trotzdem mehrten sie die Anzeichen, dass die letzte IS-Bastion vor dem Fall steht. In den vergangenen Wochen stellten sich Tausende Dschihadisten und wurden von den SDF gefangen genommen. Auch Zehntausende Zivilisten, darunter IS-Angehörige, verliessen Baghus.

Die SDF-Truppen fassten am Dienstag nach eigenen Angaben mehr als 150 ausländische Dschihadisten auf der Flucht. Es habe sich um Terroristen mit langer Kampferfahrung gehalten, teilten die SDF mit. Nach Angaben von Bali wurde auch eine Gruppe festgenommen, die in einen Anschlag auf die nordsyrische Stadt Manbidsch verwickelt sein soll. Dabei starben Mitte Januar auch vier US-Amerikaner.

Die Macht des IS hatte im Sommer 2014 ihren Höhepunkt erreicht. Damals überrannten die Dschihadisten die nordirakische Stadt Mossul und riefen dort später ein «Kalifat» aus, an dessen Spitze sich IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi setzte. Dieser trat zum bisher einzigen Mal öffentlich bei einer Freitagspredigt in Mossul auf. Zu diesem Zeitpunkt kontrollierte der IS grosse Gebiete in Syrien und im Irak. International sorgte der IS mit Terrorangriffen für Aufsehen.

Nach Beginn des Militäreinsatzes der von den USA angeführten internationalen Anti-IS-Koalition im Spätsommer 2014 verlor die Terrormiliz jedoch nach und nach ihr Gebiet. Beobachter warnen allerdings, die Dschihadisten seien auch bei einer militärischen Niederlage noch nicht endgültig besiegt. Nach Schätzungen sind Tausende Extremisten in den Wüstengebieten Syriens und des Iraks untergetaucht. Von dort verüben sie immer wieder Angriffe in beiden Ländern. Zudem ist der IS mittlerweile auch in anderen Ländern aktiv.

Ob IS-Chef Al-Bagdadi noch lebt, ist unklar. Mehrfach hatte es Meldungen gegeben, er sei bei Angriffen getötet oder verletzt worden. Eine Bestätigung dafür gab es aber nie. Zuletzt hiess es, er habe sich in Baghus aufgehalten, sei aber in umliegende Wüstengebiete geflohen.

Am Montagabend hatte die IS-Propaganda noch Durchhalteparolen verbreitet. Nach monatelangem Schweigen drohte IS-Sprecher Abu Hassan al-Muhadschir in einer mehr als 40 Minuten langen Audiobotschaft den SDF sowie den USA mit Widerstand und Vergeltung. Die Bilder von Menschen, die vor dem Tod in Baghus flöhen, liessen die Moral «der Armee des Kalifats» unberührt. Was immer die «Koalition der Ungläubigen» tun würde, der Islamische Staat werde am Ende siegen.

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