Erdogan bietet Vermittlung im Konflikt um AKW Saporischschja an
Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja steht seit Wochen unter Beschuss. Erdogan hat Russlands Staatschef Putin seine Vermittlung angeboten.
Das Wichtigste in Kürze
- Erdogan will im Konflikt um das AKW Saporischschja die Vermittlerrolle einnehmen.
- Der türkische Präsident hat sich diesbezüglich an Kreml-Chef Putin gewandt.
- Bereits beim Abkommen über das Getreide diente die Türkei als Vermittler.
Angesichts des anhaltenden Beschusses rund um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja hat der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan dem russischen Präsidenten Wladimir Putin seine Vermittlung angeboten.
Wie das Präsidialamt in Ankara am Samstag mitteilte, hob Erdogan hervor, dass die Türkei in dem Konflikt «eine Vermittlerrolle» einnehmen könne, «wie sie es bereits beim Abkommen über das Getreide getan» habe.
Unter Vermittlung der Türkei und der UNO hatten Russland und die Ukraine im Juli separate Abkommen zur Wiederaufnahme der ukrainischen Getreidelieferungen unterzeichnet. Zuvor waren die Lieferungen aufgrund des russischen Angriffskriegs monatelang blockiert.
Selenskyj warnt vor Nuklearkatastrophe
Das seit März von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja sowie dessen Umgebung waren in den vergangenen Wochen immer wieder beschossen worden. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für die Angriffe verantwortlich. Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj im ukrainischen Lwiw hatte Erdogan im vergangenen Monat vor einer Atomkatastrophe wie 1986 in Tschernobyl gewarnt.
Am Donnerstag war am AKW Saporischschja nach Granatenbeschuss der Reaktorblock Nummer 5 abgeschaltet worden. Kurz danach traf ein Expertenteam der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) im grössten Atomkraftwerk Europas ein.
Das 14-köpfige Team soll die Sicherheit der Anlage überprüfen. IAEA-Chef Rafael Grossi und einige andere Mitglieder des Teams reisten zwar bereits am Donnerstag wieder ab, sechs der internationalen Inspektoren blieben nach russischen Angaben jedoch in der Anlage. Zwei IAEA-Experten sollen demnach dauerhaft in dem AKW bleiben.
IAEA-Mission «sehr positiv»
Moskau bewertete die IAEA-Mission in Saporischschja als «sehr positiv». Vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj kam hingegen deutliche Kritik an der IAEA. Er warf ihr vor, nicht deutlich die «Entmilitarisierung» des Nuklearstandorts gefordert zu haben. Nach ukrainischen Angaben hatte die russische Armee kurz vor der Ankunft der IAEA-Mission ihre gesamte militärische Ausrüstung vom Kraftwerksgelände abgezogen.
Erdogan und Putin hatten nach Angaben des türkischen Präsidialamts im August bei einem Treffen im russischen Sotschi ein erneutes Treffen Mitte September am Rande des Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Samarkand vereinbart. Bei dem Treffen in Sotschi hatten die beiden Staatschefs vereinbart, die wirtschaftliche Zusammenarbeit ihrer beiden Länder auszubauen.