Erster von Mücken übertragener West-Nil-Fall in Deutschland
Erstmals ist eine durch Mücken in Deutschland übertragene West-Nil-Infektion beim Menschen nachgewiesen geworden.
Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland ist erstmals das West-Nil-Virus bei einem Menschen dokumentiert worden.
- In den nächsten Jahren muss man mit weiteren West-Nil-Infektionen rechnen.
Das West-Nil-Virus ist seit 2018 bei Tieren in mehreren Bundesländern nachgewiesen worden. Dass Stechmücken dafür sorgen, dass auch Menschen erkranken, galt als Frage der Zeit. Nun ist der erste Fall dokumentiert.
«Die Person aus Sachsen war an einer Gehirnentzündung erkrankt, wurde im Klinikum St. Georg in Leipzig behandelt und ist inzwischen wieder genesen», teilten mehrere Institutionen, darunter das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin, am Freitag mit.
Bislang nur bei Reiserückkehrern
In Deutschland war das Virus bis auf den Fall eines Tierarztes in Bayern zuvor nur bei Reiserückkehrern nachgewiesen worden. Der Tierarzt steckte sich bei der Untersuchung eines Vogels an.
In der betroffenen Region in Sachsen war der Erreger bereits bei mehreren Tieren nachgewiesen worden, wie es hiess. Nun erkrankte demnach ein 70-Jähriger «mit ländlichem Wohn- und Arbeitsort», der zuvor nicht ins Ausland gereist war und keine wesentlichen Vorerkrankungen hatte.
Weitere West-Nil-Infektionen
«Das Risiko weiterer Fälle nimmt derzeit ab, da die Zahl der Mücken im Herbst zurückgeht», erklärte RKI-Präsident Lothar Wieler. In den kommenden Sommern sei jedoch mit weiteren West-Nil-Infektionen zu rechnen.
Für Menschen gibt es bislang keinen Impfstoff. Die Virus-Erkrankung verläuft nach Angaben des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg beim Menschen in circa 80 Prozent der Fälle ohne Symptome.
Aus Afrika stammend
Bei knapp 20 Prozent sei der Verlauf mild, Patienten hätten unspezifische Symptome wie Fieber oder Hautausschlag. Schwerere und tödliche Verläufe seien sehr selten und träfen in der Regel ältere Menschen mit Vorerkrankungen, hiess es vom RKI.
Das ursprünglich aus Afrika stammende Virus kann von bestimmten heimischen Stechmücken übertragen werden. In nördlichere Gefilde gelangte es durch Zugvögel und Stechmücken. Offenbar hätten die ungewöhnlich warmen Sommer der vergangenen beiden Jahre dazu beigetragen, dass sich das Virus nördlich der Alpen etablierte, so Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut.