Bei Spaniens Weihnachtslotterie sahnen Reisende ab

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Spanien,

Am Mittwochvormittag haben Millionen Spanier zumindest mit einem Auge die Ziehung der berühmten Weihnachtslotterie verfolgt. Man hätte ja mal eben reich werden können. Jubeln dürften vor allem Bahnfahrer.

Die Glückslose der spanischen Weihnachtslotterie «El Gordo» (der Dicke) werden im Teatro Real in die Lostrommel geschüttet. Foto: Eduardo Parra/Europa Press/dpa
Die Glückslose der spanischen Weihnachtslotterie «El Gordo» (der Dicke) werden im Teatro Real in die Lostrommel geschüttet. Foto: Eduardo Parra/Europa Press/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Dutzende Journalisten hasteten am Mittwochmittag zum Fernbahnhof Atocha in Madrid.

Sie wollten ein paar frischgebackene Lotto-Gewinner jubeln sehen.

Um 12.12 Uhr hatte eines der Kinder im Opernhaus Teatro Real die Losnummer des Hauptgewinns der diesjährigen Weihnachtslotterie vorgesungen: 86148 lautet die Nummer des «Gordo» (der Dicke). Vier Millionen Euro für ein ganzes Los dieser Nummer, immerhin noch 400 000 Euro für einen Decimo (Zehntellos).

Gewinner in alle Winde verstreut

Die meisten der Glückslose waren an einem Kiosk in dem Bahnhof für die Hochgeschwindigkeitszüge AVE verkauft worden. Die Journalisten schauten allerdings in die Röhre, niemand kam zur Losbude im Bahnhof, um zu feiern. «Hier kaufen fast nur Reisende. Die Gewinner sind vermutlich übers ganze Land verteilt», hiess es aus der Verwaltung.

Jedes Jahr wird Spanien zwei Tage vor Heiligabend vom Lottofieber gepackt. Bei der traditionellen Weihnachtslotterie gab es wie im Vorjahr Preise im Umfang von insgesamt gut 2,4 Milliarden Euro. Der Hauptgewinn von vier Millionen Euro für ein ganzes Los wird 172 Mal ausgezahlt, weil jede einzelne der 100 000 Losnummern ebenso oft verkauft wurde. Allein 129 dieser Lose wurden in Atocha verkauft.

Die anderen Preise verteilten sich einigermassen gleichmässig auf Losverkaufsstellen im ganzen Land. Nicht in Erfüllung ging jedoch der Wunsch vieler Bewohner und Bewohnerinnen der Vulkaninsel La Palma. Sie hatten auf die Nummer 19921 gesetzt, die für das Datum des Ausbruchs am 19. September steht. Lose mit dieser Nummer, von denen es wegen Stückelung und paralleler Serien insgesamt 1720 gab, seien in ganz Spanien binnen Stunden ausverkauft gewesen. Fast alle, so berichtete die Zeitung «El Mundo» unter Berufung auf Losverkäufer, seien von Palmeros gekauft worden.

Aber wer diese Nummer am Mittwoch in eine der zahlreichen Suchmasken im Internet eintippte, erhielt die lakonische Antwort: «Es tut uns leid, Deine Nummer hat nicht gewonnen.» Den Hauptgewinn für die 85 000 Bewohner der Atlantikinsel vor der Westküste Afrikas hatte es aber in Wirklichkeit schon vergangene Woche gegeben, als der Vulkan nach rund drei Monaten endlich verstummte.

Der Staat sahnt ordentlich ab

Insgesamt kauften die Spanier und Spanierinnen dieses Jahr wieder Lose für 3,4 Milliarden Euro. 30 Prozent oder gut eine Milliarde Euro gehen an den direkt an Staat, der Rest sind Gewinne. Aber auch da hält der Fiskus noch mal die Hand auf. Nur die ersten 40 000 Euro sind steuerfrei. Wer mit seinem Decimo am «Gordo» teilhat, muss von seinem Gewinn in Höhe von 400 000 Euro dann insgesamt 72 000 Euro an Steuern zahlen.

Aber das trübt die Laune nicht wirklich. Millionen Spanier sassen wieder gebannt vor den Fernsehern, um die Ziehung im Teatro Real in Madrid live zu verfolgen. Die vor mehr als 200 Jahren ins Leben gerufene Lotterie gilt als die älteste und wegen der ausgespielten Gesamtsumme auch als die grösste Tombola der Welt. Die Ziehung der Glückszahlen im altehrwürdigen Madrider Opernhaus ist dabei eine recht komplizierte Angelegenheit.

Es gibt zwei Lostrommeln. In der ersten, grösseren Trommel sind 100 000 Holzkugeln mit den Losnummern, in der zweiten gut 1800 Holzkugeln mit den Gewinnsummen. Bei der Ziehung fallen immer gleichzeitig zwei Kugeln aus den beiden Trommeln in eine Glasschale. Die Zahlen werden singend von Schulkindern des Madrider Internats San Ildefonso, die als Glücksbringer gelten, vorgetragen. Bis alle Preise vergeben sind, können gut und gerne drei bis vier Stunden vergehen.

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