Estland gewährt Russland Spion Herman Simm keinen offenen Vollzug
Der estnische Spion, der geheime Daten an Russland weiterleitete, soll weiterhin in einem geschlossenen Gefängnis bleiben.
Das Wichtigste in Kürze
- Herman Simm hat Russland über zehn Jahre hinweg estnische Sicherheitsgeheimnisse verraten.
- Er soll seine Haftstrafe weiterhin in einem geschlossenen Gefängnis absitzen.
Der wegen Spionage für Russland und Landesverrat verurteilte estnische Spion Herman Simm muss seine Strafe weiter in einem geschlossenen Gefängnis absitzen. Das Justizministerium in Tallinn hob eine Entscheidung der Justizvollzugsanstalt Tartu auf, die den 71-jährigen wegen guter Führung und nicht erkennbarem Fluchtrisiko in den offenen Vollzug überführen sollte. Dies berichtete das estnische Fernsehen am Freitagabend.
Simm war 2009 zu zwölfeinhalb Jahren Haft und Schadenersatz von umgerechnet knapp 1,3 Millionen Euro (1,5 Millionen Franken) verurteilt worden. Er hatte als Sicherheitschef in Estlands Verteidigungsministerium mehr als zehn Jahre lang hochsensible Militärinterna aus dem baltischen EU- und Nato-Land an den russischen Auslandsgeheimdienst verraten.
Abschreckung von Nachahmungstäter
«Er hat tatsächlich den Staat Estland mehr als zehn Jahre betrogen, systematisch im Dienst für russischen Staat Russland gearbeitet – und dies aus einer Position mit sehr hohem öffentlichen Vertrauen heraus. Aus generell präventiven Gründen hielt ich es für angemessen, ihm die Überführung in den offenen Vollzug gesetzlich zu versperren», sagte Justizminister Urmas Reinsalu.
Reinsalu gehe zwar nach eigenen Angaben «definitiv nicht» davon aus, dass Simm auf Freigängen möglicherweise weiter spioniere. Aus dem «Blickwinkel des allgemeinen Gerechtigkeitsgefühls der Gesellschaft» und zur Abschreckung von Nachahmungstäter müsse aber die grösstmögliche Strafe verhängt werden, sagte der Justizminister.
Simm soll 1995 angeworben worden sein. Er könnte damals eine wichtige Verschlüsselungstechnik der Nato an Russland verraten haben. Nach Berichten des Nachrichtenmagazins «Spiegel» soll der Este zeitweise als Doppelagent für den deutschen Nachrichtendienst BND tätig gewesen sein.