Im Brexit-Streit hat auch die vorerst letzte Verhandlungsrunde keinen Durchbruch gebracht.
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Am 31. Dezember 2020 wurde der EU-Austritt des Vereinigten Königreichs (Brexit) vollzogen. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei den wichtigsten Streitpunkten um den Brexit herrschen nach wie vor Differenzen.
  • Im Kreis der 27 EU-Staaten wächst die Skepsis, ob noch ein Deal mit London möglich ist.
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gab sich aber zuversichtlich.
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Bei den wichtigsten Streitpunkten hätten die Europäische Union und Grossbritannien unverändert ernsthafte Differenzen, erklärte EU-Unterhändler Michel Barnier am Freitag. Ein hoher EU-Vertreter sagte, im Kreis der 27 Staaten wachse die Skepsis, ob noch ein Deal mit London möglich sei. Ähnlich äusserten sich EU-Abgeordnete.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gab sich zuversichtlicher: «Solange verhandelt wird, bin ich optimistisch», sagte die CDU-Politikerin nach dem EU-Gipfel in Brüssel. «Es wird sich entscheiden in den nächsten Tagen.»

Auch der britische Unterhändler David Frost äusserte sich vergleichsweise hoffnungsfroh: «Obwohl weiterhin Differenzen bestehen, zeichnen sich die Umrisse einer Einigung ab.»

Von der Leyen will mit Johnson besprechen

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen plädierte dafür, die Verhandlungen zu intensivieren. Doch wurde nach Angaben aus EU-Kreisen zunächst keine neue Runde vereinbart. Von der Leyen will am Samstag mit dem britischen Premierminister Boris Johnson in einer Videokonferenz besprechen, wie es weitergehen soll.

Barnier und sein Team hatten diese Woche erneut mit dem britischen Unterhändler Frost und dessen Mitarbeitern in Brüssel verhandelt. Danach erklärte Barnier, es gebe positive Entwicklungen bei Themen wie der Sicherheit im Luftverkehr und bei der Sicherung von Grundrechten.

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Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, spricht im August auf einer Pressekonferenz im EU-Hauptquartier. Foto: Francois Walschaerts/AFP POOL/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Bei einigen wichtigen Punkten wie Datenschutz, Klimaschutz und CO2-Preisen gebe es jedoch keinen Fortschritt, erklärte Barnier. Diese müssten ausgeräumt werden, solle es zu einem Vertrag kommen. Premier Johnson hat eine Frist bis 15. Oktober für eine Einigung gesetzt, die EU bis Ende Oktober.

Schwierigsten Fragen noch «komplett offen»

Der britische Unterhändler Frost betonte, gewisse Fortschritte gebe es auch bei einigen seit langem strittigen Punkten – etwa den Wettbewerbsbedingungen. Die EU müsse sich jedoch noch weiter bewegen. Bei den Regeln für die Fischerei in britischen Gewässern liege man leider immer noch weit auseinander.

Nach von der Leyens Worten sind die schwierigsten Fragen noch «komplett offen». Dazu zählte sie auch den Streit um gleiche Wettbewerbsbedingungen, also gleiche Umwelt-,Sozial- und Beihilferegeln. Die EU beharrt auf diesem «Level Playing Field» und warnt vor Dumping vor der eigenen Haustür. Auch von der Leyen nannte die Fischerei als ungelösten Knackpunkt und betonte, die Zeit laufe davon.

Beim EU-Gipfel sei zu spüren gewesen, dass viele EU-Regierungen eine Vereinbarung mit London für immer schwieriger hielten. Es wachse das Gefühl, dass ein schlechter Deal womöglich schlimmer wäre als gar kein Abkommen. Gleichwohl werde die EU weiter verhandeln, sagte ein hoher EU-Vertreter.

Harter wirtschaftlicher Bruch zwischen EU und Grossbritannien droht

Der Brexit-Beauftragte des Europaparlaments, David McAllister (CDU), erklärte: «Auch in dieser Woche wurden leider nicht die notwendigen Fortschritte bei den noch offenen politischen Fragen gefunden.» Für das Europaparlament bleibe es dabei, dass bis 31. Oktober ein fertiger Text vorliegen müsse.

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CDU-Europapolitiker David McAllister (CDU). - dpa

Der Linken-Abgeordnete Martin Schirdewan sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Die Wahrscheinlichkeit eines harten Brexits ist diese Woche eher noch mal gestiegen als gesunken.» Es gebe kein Anzeichen, dass die britischen Unterhändler jetzt die Ärmel hochkrempeln wollten.

Da die Brexit-Übergangsphase zum Jahreswechsel ausläuft, droht ohne einen Handelspakt der harte wirtschaftliche Bruch zwischen Grossbritannien und der EU. Das Land scheidet aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion aus - somit drohen Zölle, Staus und andere Hürden.

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