Vergewaltigung

Ex-Chirurg in Frankreich wegen Vergewaltigung zu 15 Jahren Haft verurteilt

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Frankreich,

In einem Aufsehen erregenden Missbrauchsskandal ist ein pensionierter Arzt in Frankreich verurteilt worden, der mehr als 300 Kinder sexuell missbraucht haben soll.

Eine Gerichtszeichnung des Ex-Chirurgen (Mitte)
Eine Gerichtszeichnung des Ex-Chirurgen (Mitte) - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Erstes Urteil in Missbrauchsskandal mit mehr als 300 Fällen.

Der frühere Chirurg Joël Le S. wurde am Donnerstagabend von einem Gericht in der westfranzösischen Stadt Saintes in einem ersten Prozess zu 15 Jahren Haft verurteilt. Er hatte gestanden, vier Mädchen vergewaltigt oder sexuell missbraucht zu haben.

Die Richter folgten dem Antrag der Anklage, die 15 Jahre Gefängnis gefordert hatte. Danach wird der Arzt für drei weitere Jahre unter juristische Aufsicht gestellt und mit einem Berufsverbot belegt. Er hat zehn Tage Zeit, in Berufung zu gehen. Das Urteil fiel mit dem 70. Geburtstag des Arztes zusammen, der seine Verbrechen an Mädchen und Jungen 30 Jahre lang vertuscht hatte.

Ein Opferanwalt sprach nach dem Urteil von einer «gerechten Strafe». In dem ersten Verfahren gegen den Arzt ging es um die Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe auf zwei Töchter seiner Schwester, eine kleine Patientin sowie ein Nachbarmädchen in den 1990er Jahren. Zwei der Kinder waren zu Tatbeginn erst vier und sechs Jahre alt.

Die Justiz war dem Vater von drei Söhnen erst 2017 nach der Aussage eines inzwischen erwachsenen Opfers auf die Schliche gekommen. Die Ermittler fanden bei ihm akribische Aufzeichnungen und Fotos, die auf bis zu 312 mögliche Missbrauchsopfer schliessen lassen. Ein Ermittler sprach von einer «beispiellosen» Affäre mit «ekelerregenden» Details. Der Mann soll viele seiner Opfer betäubt haben, sodass sie sich an die Taten nicht erinnern können.

Die Vorsitzende Richterin Isabelle Fachaux sagte, ungeachtet einer früheren Verurteilung wegen Besitzes von Kinderpornographie im Jahr 2005 habe Joël Le S. weiter Kinder missbraucht, was «eine Wiederholung der Taten befürchten» lasse.

Der pensionierte Chirurg nahm das Urteil im Gerichtssaal mit versteinertem Gesicht und verschränkten Armen entgegen. «Ich erwarte weder Vergebung noch Mitleid», hatte er zuletzt in dem Prozess gesagt. «Nur das Recht, ein besserer Mensch zu werden.»

Psychologen beschreiben den Arzt als «manipulativ» und ohne jedes Mitgefühl für die Opfer. Der Arzt hatte zunächst nur unsittliche Berührungen gestanden. In dem Prozess räumte er aber auch die Vergewaltigungen ein. «Alles was sie sagen, ist wahr», hatte er nach der Aussage seiner heute 30 und 35 Jahre alten Nichten gestanden.

Der frühere Magen-Darm-Spezialist sitzt seit Mai 2017 in Untersuchungshaft. Er praktizierte im Laufe seines Berufslebens an verschiedenen Kliniken im Westen Frankreichs, vor allem in der Bretagne. Nach seiner Aussage wussten seine Schwester und seine Frau von dem Missbrauch, schwiegen aber. Die beiden Frauen bestreiten eine Mitwisserschaft. Der Termin für den nächsten Prozess gegen ihn steht noch nicht fest.

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