Ex-Goalie Jens Lehmann im Kettensägen-Prozess: Wollte nur schauen
Dem einstigen deutschen Nationalspieler Jens Lehmann wird vorgeworfen, einen Dachbalken der Garage seines Nachbarn mit einer Kettensäge zersägt zu haben.
Im Prozess um einen mutmasslichen Angriff mit einer Kettensäge auf die Garage seines Nachbarn sieht sich Ex-Torwart Jens Lehmann als Opfer. Der frühere deutsche Fussball-Nationaltorwart spricht von Rufmord und falschen Verdächtigungen.
Vor dem Amtsgericht Starnberg (Bayern) sagte der 54-Jährige am Freitag über die damals im Bau befindliche Garage: «Ich bin einfach mal reingegangen, um zu schauen, was er da eigentlich macht.»
Eine Kettensäge habe er nur dabei gehabt, weil er zuvor die Hecke seines Nachbarn geschnitten habe – auf dessen Wunsch. Der Vorwurf des Hausfriedensbruchs, den die Staatsanwaltschaft ihm macht, treffe darum nicht zu, sagte der WM-Held von 2006, der als aktuellen Beruf «arbeitsloser Fussballtrainer» angab.
Tat ging jahrelanger Nachbarschaftsstreit voraus
Die Staatsanwaltschaft wirft Lehmann vor, im Sommer vergangenen Jahres einen Dachbalken in der Garage seines Nachbarn mit der Kettensäge zersägt zu haben. Laut Anklagebehörde war der mutmasslichen Tat ein jahrelanger Nachbarschaftsstreit vorausgegangen – auch darum, dass die Garage Lehmann von seinem Anwesen aus den Blick auf den Starnberger See versperrte.
Eine Überwachungskamera filmte Lehmann mit der laufenden Kettensäge in der Hand. Warum er die Kettensäge denn an den Holzbalken angelegt habe, fragte der Staatsanwalt Lehmann am Freitag. Dessen Antwort: «Das weiss ich nicht mehr.»
Lehmanns Anwalt Christoph Rückel verlas vor der Aussage seines Mandanten eine Verteidigererklärung. Darin betonte er vor allem, dass der Nachbarschaftsstreit und auch zivilrechtliche Auseinandersetzungen beigelegt seien: «Es war eine Aktion, bei der Frustration auf beiden Seiten eine grosse Rolle spielte, aber die Eskalation ist beendet.»
Jens Lehmann ist auch wegen Beleidigung und versuchten Betrugs angeklagt
Lehmann ist in dem Verfahren ausserdem wegen Beleidigung von Polizisten angeklagt. Auch geht es um versuchten Betrug, weil er die Gebühren in einem Parkhaus nicht habe zahlen wollen. Er berief sich auf Missverständnisse. Er habe auf eine Rechnung gewartet, die nicht gekommen sei. Und er habe die Polizistin, die ihm seinen Führerschein abnehmen wollte, nicht als Lügnerin bezeichnet – sondern gesagt, sie habe gelogen.
Lehmann war 2006 zum gefeierten Torwart der Heim-WM, des «Sommermärchens», geworden – vor allem durch seine Glanzleistung beim Elfmeterschiessen gegen Argentinien im Viertelfinale. In seiner aktiven Zeit spielte er unter anderem beim FC Schalke 04, bei Borussia Dortmund und beim FC Arsenal in London. Im Finale um den Uefa-Pokal 1997 trug er mit einem gehaltenen Strafstoss im Penalty-Schiessen zum Sieg der Schalker gegen Inter Mailand bei.