Extra-Auflagen nach Brexit für Europaletten befürchtet

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Deutschland,

Sie sind im wahrsten Sinne eine Stütze der globalen Warenwirtschaft: Ohne Holzpaletten geht im Handel heute gar nichts. Doch der Brexit könnte die Hersteller vor ungeahnte bürokratische Hürden stellen.

Ein Mann fährt mit einem Gabelstapler an Holzpaletten vorbei. Foto: Jens Büttner
Ein Mann fährt mit einem Gabelstapler an Holzpaletten vorbei. Foto: Jens Büttner - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einem harten Brexit bestünde in der britisch-europäischen Paletten-Wirtschaft offiziell Käferalarm.

Betroffen wären gleich zig Millionen in ganz Europa, sagt der Bundestagsabgeordnete der FDP, Christoph Hoffmann.

Grund ist die Rechtslage im Handel mit Holzverpackungen: Mit dem Brexit wird Grossbritannien aus Sicht der EU offiziell zum Drittstaat. Paletten und andere Holzverpackungen müssten dann mit einem speziellen Hitzeverfahren gegen Schädlinge behandelt werden, wenn sie zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU bewegt werden. Innerhalb der EU wird auf die Behandlung weitgehend verzichtet.

Die deutsche Holzverpackungsbranche befürchtet daher zusätzliche Auflagen bei der Behandlung von Paletten. «Dann wird es noch ein böses Erwachen geben», sagt Marcus Kirschner vom Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) der Deutschen Presse-Agentur. Der FDP-Abgeordnete und gelernte Förster Hoffmann hatte sich zuletzt mit einer Anfrage an die Bundesregierung gewandt und gefragt, welche Massnahmen diese plant, damit unbehandelte Holzpaletten auch nach einem No-Deal-Brexit zwischen Grossbritannien und der EU bewegt werden können.

In der Antwort des Landwirtschaftsministeriums, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heisst es dazu: «Für den Fall eines ungeregelten Austritts aus der EU finden auf das Vereinigte Königreich die einschlägigen phytosanitären Regelungen für Drittländer Anwendung.» Konkrete Massnahmen werden zwar nicht erwähnt. Auf der Website weist das Ministerium Händler und Lieferanten aber auf die Problematik hin. «Wir hoffen nicht, dass es zu einem harten Brexit kommt», sagt eine Sprecherin. «Die Unternehmen müssen die Zeit jetzt dennoch nutzen, um sich auf den Fall der Fälle vorzubereiten.»

Einfach ist das aber nicht. Bislang gibt es in Deutschland unter anderem zu wenig Trockenkammern für die Palettenbehandlung. Kirschner zufolge kosten selbst kleine Anlagen von der Baugenehmigung bis zur Inbetriebnahme deutlich mehr als 100.000 Euro. Hinzu komme noch etwas anderes: «Viele Waren sind jetzt schon fertig verpackt und auf Paletten verladen.» Wegen strengerer Regeln müssten alle Güter und Waren ausgepackt, umgepackt und neu verladen werden. Dafür brauche es deutlich mehr Kapazitäten, etwa bei den Umschlagsflächen an den betroffenen Häfen oder beim Personal.

Laut Kirschner ist all das aber sowieso schon knapp. Er fordert daher eine Übergangsregel, wie sie im Austrittsabkommen mit Grossbritannien bereits verhandelt wurde. Bislang wurde der Deal vom britischen Parlament zwar wiederholt abgelehnt. Die britische Regierung hatte jedoch angekündigt, eine pragmatische Lösung für das Problem zu suchen. Einen gleichen, weniger bürokratischen Ansatz wünscht sich Kirschner auch von der Bundesregierung. «Dass Holzpaletten nach dem Brexit plötzlich von Schädlingen befallen sein könnten, ist absurd», sagte er. Auch Hoffmann hält die Sache für «bürokratischen Quatsch.»

Die deutschen Hersteller von Transportpaletten haben im vergangenen Jahr einen Produktionsrekord aufgestellt. Sie fertigten fast 111 Millionen Paletten aus Holz. Nach Schätzungen des HPE könnten allein aus dieser Produktion 50 Millionen unbehandelte Paletten im Umlauf sein - wegen Mehrfachnutzung oder Terminverschiebungen dürften es insgesamt sogar um die 100 Millionen sein. Wie viele davon nach Grossbritannien gegangen sind, lässt sich Kirschner zufolge nicht genau beziffern. 2017 waren die Briten Deutschlands fünftwichtigster Handelspartner im Warenexport.

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