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Flughafen-Chaos: Wo in Europa es besser läuft - und wo nicht

Keystone-SDA
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Deutschland,

Warteschlangen und Gepäckberge, Personalmängel und Kundenandrang: Viele Flughäfen in Europa haben mitten in der Hauptreisezeit mit Problemen zu kämpfen. Vor allem in Südeuropa läuft der Betrieb an den grossen Airports aber deutlich besser als in Deutschland, Grossbritannien oder Holland, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt.

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Der Flughafen Heathrow warnt vor mehreren Stunden Wartezeit. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Spanien:

An den Flughäfen des beliebten Urlaubslandes Spanien ächzt man im Sommer zwar unter den Touristenmassen. Es gibt Warteschlangen und Verspätungen. Diese halten sich aber in Grenzen und sind in erster Linie auf Streiks des Bodenpersonals von Ryanair und Easyjet sowie auf das Chaos auf Zubringerflughäfen zurückzuführen. Unter anderem macht sich der Personalmangel in Spanien deshalb nicht so sehr bemerkbar, weil während der Pandemie weniger Menschen auf die Strasse gesetzt wurden. Das ist dem sogenannten ERTE zu verdanken - einem Instrument des spanischen Arbeitsrechts, mit dem Unternehmen Arbeitsverträge für eine bestimmte Zeitspanne aussetzen können. Zur Finanzierung des ERTE in der Corona-Krise stellte die Regierung nach eigenen Angaben gut 19 Milliarden Euro zur Verfügung.

Italien:

Auch in Italien sind die Fluggastzahlen noch nicht wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit, sagte der Chef der zivilen Luftfahrtbehörde (ENAC), Pierluigi Di Palma, der Nachrichtenagentur Ansa. In den vergangenen drei Monaten seien sie aber deutlich gestiegen. Chaos an den Flughäfen blieb jedoch aus - ausser dann, wenn durch Verspätungen anderswo die Flugpläne durcheinandergerieten. Die geringe Zahl an Problemen führt Di Palma vor allem auf Finanzspritzen des Staates zurück, der die Flughäfen in der Pandemie mit insgesamt etwa 800 Millionen Euro unterstützt hatte, unter anderem für Kurzarbeitergeld. Diese Finanzspritze, sagte der Luftfahrtchef, habe es den Airports ermöglicht, das Personal zu halten und den Betrieb am Boden zu garantieren.

Griechenland und Zypern:

Die beiden Urlaubsländer haben für die wirtschaftlich so wichtige Touristensaison zeitig ausreichend Personal eingestellt, wie es bei den Flughafenbetreibern heisst. Sowohl die Sicherheitskontrollen als auch die Gepäckabfertigung liefen weitgehend normal, sagte ein Sprecher des Athener Flughafens Eleftherios Venizielos der Deutschen Presse-Agentur. Probleme entstünden hauptsächlich durch die vielen verspäteten Flieger aus Deutschland und Grossbritannien und das dortige Chaos. Das führe immer wieder dazu, dass Touristen aus jenen Ländern an griechischen Flughäfen warten müssten, weil ihre Flieger zur Abreise Verspätung hätten oder aber noch gar nicht gelandet seien.

Türkei:

In der Türkei gibt es laut Hava-Sen, der Gewerkschaft für Beschäftigte im Luftfahrtsektor, derzeit keine Personalengpässe. Auch die Fluggesellschaft Turkish Airlines und ein Sprecher des Flughafens Istanbul berichteten von weitgehend reibungslosen Abläufen. Grund für Verspätungen sei nicht zu wenig Personal sondern starkes Reiseaufkommen an Flughäfen wie dem in der Urlaubsregion Antalya, sagte Seckin Kocak, Chef von Hava-Sen. Ausserdem habe es bereits vor Beginn der Pandemie in der Türkei ein Überangebot an Personal gegeben.

Niederlande:

Ganz anders dagegen das Bild in Holland: Am niederländischen Flughafen Schiphol ist Chaos in diesem Sommer fast Alltag. Flugzeuge starten teils mit erheblichen Verspätungen, vorher müssen Passagiere mit stundenlangen Wartezeiten rechnen. Dutzende Flüge werden gestrichen, gerade an den Wochenenden. Manche Airlines haben ihre Urlaubsflüge nun auf regionale Flughäfen umgelegt. Auch das Chaos bei der Gepäckabfertigung ist gross. Grund ist auch hier der Personalmangel. Zu wenig Leute gibt es auch bei der Sicherheit. Das liegt an den hohen Arbeitsbelastungen und Niedriglöhnen. Während der Corona-Zeit wechselten viele Mitarbeiter zu den Gesundheitsämtern, die deutlich besser bezahlten. Und jetzt kehren sie nicht zum Flughafen zurück - obwohl der inzwischen die Löhne deutlich erhöht hat und sogar Boni zahlt.

Deutschland:

In Deutschland ist der Start in den Urlaub in diesem Sommer für viele Reisende ein Stresstest. Die Probleme sind ähnlich wie jene in den Niederlanden. Das Thema ist prompt auch auf dem politischen Parkett zu einem grossen Thema geworden. Wegen grosser Ärgernisse mit Wartezeiten sollen nun möglichst noch im Sommer ausländische Hilfskräfte zur Verstärkung kommen können. Dazu hatte die Bundesregierung rasche Regelungen zugesagt, damit Betreiber vorübergehend leichter Personal - vor allem aus der Türkei - anheuern können. Es seien inzwischen Anfragen von Flughafenbetreibern sowie privaten Bodenverkehrsdienstleistern eingegangen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV, Ralph Beisel. Zahlen für einzelne Standorte könne er nicht nennen. Insgesamt hatte der Verband einen Bedarf von rund 2000 Aushilfen angemeldet. Der Frankfurter Flughafen rechnet mit einem Einsatz der Leute im September.

Grossbritannien:

Es wirkt wie ein Hilfeschrei: Mehr als 10 000 zusätzliche Kurzstreckenflüge sagt die grösste britische Fluggesellschaft British Airways bis Ende Oktober ab. Dies diene der Sicherheit der Kunden, zu viele Flüge mussten kurzfristig abgesagt werden. Trotzdem mussten am grössten britischen Flughafen Heathrow am Montag erneut kurzfristig Dutzende Flüge gestrichen werden. Zur Begründung für die Flugstreichungen sagte ein Flughafensprecher, im Airport seien viel mehr Reisende gewesen als der Flughafen derzeit bedienen könne. «Um einen sicheren Betrieb aufrechtzuerhalten, haben wir einige Fluggesellschaften in den Terminals 3 und 5 gebeten, insgesamt 61 Flüge aus dem Flugplan zu streichen.» Um das Chaos zu bewältigen, hatte die britische Regierung kurz vor der Hauptreisesaison die Vorschriften für die Start- und Landerechte an den Flughäfen gelockert. Fluglinien können damit Verbindungen streichen und auf die sogenannten Slots verzichten, ohne fürchten zu müssen, die teuren Startrechte zu verlieren.

Frankreich:

In Frankreich gibt es insbesondere an den Pariser Flughäfen Warteschlangen, Verspätungen und Flugausfälle. Der Flugverkehr hat wieder kräftig und stärker als erwartet angezogen. Dadurch gelingt es nicht im erforderlichen Umfang, das während der Corona-Krise reduzierte Bodenpersonal wieder einzustellen. Rund 4000 Stellen sind alleine an den Pariser Flughäfen Orly und Charles-de-Gaulle ausgeschrieben. Das Interesse an den Tätigkeiten im Schichtdienst und auch am Wochenende hat angesichts der spürbar anziehenden Wirtschaft in Frankreich nachgelassen. Dazu kommen in den vergangenen Wochen immer wieder Streiks der Beschäftigten für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, sowohl bei Airlines als zuletzt auch beim Bodenpersonal. In den vergangenen Tagen wurden am Flughafen Charles-de-Gaulle rund zehn Prozent der Starts und Landungen deshalb gestrichen.

Österreich:

Der Flughafen Wien verzeichnet nach eigenen Angaben hingegen keine nennenswerten Unregelmässigkeiten im Sommerreiseverkehr. «Der Betrieb läuft weitgehend reibungslos», sagte Airport-Sprecher Peter Kleemann. Der Flughafen habe dank der staatlichen Unterstützung während der Corona-Pandemie kein Personal abgebaut und sei für das aktuelle und zu erwartende Passagieraufkommen gut aufgestellt. Anders als andere Airports betreibe der Flughafen Wien viele passagierrelevanten Prozesse selbst und mit eigenem Personal, etwa die Sicherheitskontrolle und den Grossteil der Bodenabfertigung. Daher könne man die Abläufe und Kapazitäten selbst steuern.

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