Foodwatch fordert weniger Zucker in Erfrischungsgetränken

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Deutschland,

Jedes zweite Erfrischungsgetränk enthalte zu viel Zucker. Die deutsche NGO Foodwatch fordert eine Zuckersteuer wie in England.

coca cola
Coca-Cola-Flaschen stehen in einem Supermarktregal. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Softdrinks enthielten immer noch zu viel Zucker, kritisiert die Organisation Foodwatch.
  • Am meisten Zucker enthalten sogenannte Energy-Drinks.

Mehr als vier Stück Würfelzucker pro Glas - viele Erfrischungsgetränke wie Limonade, Cola, Eistee oder Saftschorle sind sehr stark gezuckert. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte heute Freitag, mehr als jedes zweite im Supermarkt verkaufte Erfrischungsgetränk enthalte mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter. Foodwatch forderte aus Gesundheitsgründen eine «Limo-Steuer» wie in Grossbritannien. Die Lebensmittelwirtschaft kritisierte die Untersuchung als «willkürlich».

Foodwatch untersuchte 600 Erfrischungsgetränke aus dem Sortiment der drei grössten Handelsketten Deutschlands Edeka, Rewe und Lidl, nach eigenen Angaben «alle auffindbaren Erfrischungsgetränke» im Sortiment: Limonaden und Cola-Getränke, Schorlen, Near-Water-Produkte, angereicherte Getränke und Energiegetränke, Brausen und sonstige Erfrischungsgetränke, Eistees und Teegetränke sowie Fruchtsaftgetränke. 345 dieser Getränke enthielten demnach mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter.

Keine Besserungen erzielt

220 der Getränke wiesen einen Zuckergehalt von mehr als acht Gramm pro 100 Milliliter auf. Der Anteil – 37 Prozent – sei damit genauso hoch wie 2016, als Foodwatch die Marktstudie zu Erfrischungsgetränken erstmals vorlegte. Energy Drinks enthalten im Schnitt mit 8,2 Prozent die höchste Zuckerdosis.

Getränke ohne Zucker oder Süssstoffe fanden die Tester nur 13. Knapp ein Drittel der Getränke enthält laut Foodwatch Süssstoff. Das sei aber auch kein gesunder Durstlöscher, kritisierte Foodwatch. Es gebe Hinweise darauf, dass süssstoffgesüsste Getränke die Entstehung von Fettleibigkeit und Diabetes Typ 2 fördern könnten.

«Leere Kalorien»

«Zucker liefert nicht nur <leere Kalorien> ohne Mineralien und Mikronährstoffe, sondern trägt unmittelbar zur Entstehung einer Fettleber und Insulinresistenz bei», erklärte der Arzt Andreas Pfeiffer, Direktor der Abteilung Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin der Charité Berlin, auf einer Pressekonferenz von Foodwatch. Kinder nähmen relativ zum Körpergewicht noch mehr Zucker mit Limonaden auf als Erwachsene.

Die Organisation forderte die deutsche Verbraucherministerin Julia Klöckner auf, eine «Limo-Steuer» wie in Grossbritannien einzuführen. Dort werden Getränke mit einem Anteil von mehr als fünf Prozent Zucker seit diesem Jahr mit einer Sonderabgabe belegt. Daraufhin sank der durchschnittliche Zuckergehalt der in Grossbritannien verkauften Limonaden.

Klöckner lehnt eine Steuer ab. Sie setzt auf freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie.

Untersuchung sei «Stimmungsmache»

Der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft kritisierte die Untersuchung als «Stimmungsmache». Der Marktreport spiegele die reale Lebensmittelvielfalt nicht ansatzweise wider. Ein gesunder Lebensstil lasse sich nicht besteuern, sondern nur durch Aufklärung erlernen. «Wer anderes behauptet, will Verbrauchern nicht helfen, sondern ihnen ihre Eigenverantwortung nehmen.»

Auch die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke monierte, die Stichprobe sei «weder vollständig noch nach Marktanteilen gewichtet». Die Branche biete seit vielen Jahren eine sehr breite Auswahl an unterschiedlichen Produkten an, darunter viele ganz ohne Zucker.

Die deutsche Verbraucherexpertin Renate Künast dagegen forderte von Klöckner «eine verbindliche Reduktionsstrategie für das süsse Gift», mit konkreten Zeit- und produktspezifischen Reduktionszielen. Andernfalls müsse Deutschland ernsthaft überlegen, dem Beispiel des Auslands zu folgen und mit Abgaben Fakten zu schaffen. Künast erklärte: «Denn zu viel Zucker macht krank und dick, verbaut Lebenschancen und kostet das Gesundheitssystem 35 Milliarden Euro pro Jahr.»

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