Friedensnobelpreis an äthiopischen Regierungschef Abiy verliehen
Der in seinem Land unter starkem Druck stehende äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed ist in Oslo mit dem Friedensnobelpreis auszeichnet worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Abiy nimmt Auszeichnung auch im Namen Eritreas entgegen.
Der mit 43 Jahren jüngste Regierungschef Afrikas erhielt den Preis am Dienstag bei einer Zeremonie im Rathaus der norwegischen Hauptstadt. Er wurde für die Beendigung des jahrzehntelangen Konflikts mit dem Nachbarland Eritrea und für Reformen in seinem lange autoritär regierten Land geehrt.
Abiy sagte bei der Verleihung, er nehme den Preis im Namen der Äthiopier und der Eritreer gemeinsam an. Er hob dabei besonders jene hervor, «die das letzte Opfer für die Sache des Friedens erbrachten». Er nehme den Preis zudem auch für den eritreischen Präsidenten Issaias Afewerki an, sagte Abiy. Dessen «guter Wille, Vertrauen und Engagement» seien entscheidend für die Beendigung des jahrelangen Kriegszustands gewesen.
Zugleich wandte er sich mit scharfen Worten gegen «Hassprediger» in seinem Land, die «Verheerungen» über die Onlinedienste anrichteten. «Zusammen müssen wir das Gift des Hasses unschädlich machen.»
Seit der Bekanntgabe der Auszeichnung im Oktober haben sich jedoch die Beziehungen zwischen Äthiopien und Eritrea verschlechtert. Die Grenzen zwischen den beiden Staaten wurden wieder geschlossen, die Gespräche stocken. In Äthiopien wurden bei Protesten gegen Abiy 86 Menschen getötet.
Vor diesem Hintergrund sagte Abiy bereits im Vorfeld alle Pressekonferenzen ab, stattdessen wollte er sich auf eine Erklärung gegenüber Journalisten beschränken. Olav Njolstad, Direktor des Nobel-Instituts, bezeichnete dies als «höchst problematisch». Nach Ansicht des Nobel-Komitees seien eine freie Presse und Meinungsfreiheit «essenzielle Bedingungen für einen dauerhaften Frieden».
«Der Friedensnobelpreis für Abyi Ahmed sollte Äthiopien darin bestärken, den über den Friedensschluss mit Eritrea eingeleiteten Weg zu Versöhnung, Freiheit und Gerechtigkeit unbeirrt fortzusetzen», erklärte der innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz für Misereor zuständige Freiburger Erzbischof Stephan Burger. «Zwar gibt es in Äthiopien die berechtigte Hoffnung auf eine friedliche Zukunft und eine positive Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Andererseits kämpft das Land mit grossen Problemen und Unwägbarkeiten.»
Der Nobelpreis ist mit neun Millionen schwedischen Kronen (850.000 Euro) dotiert. In der schwedischen Hauptstadt Stockholm sollten am Dienstag zudem die Nobelpreise für Literatur, Medizin, Chemie, Physik und Wirtschaft verliehen werden.