Führungskrise bei Elektroriese Ceconomy
Das Wichtigste in Kürze
- Führungskrise bei Ceconomy: Dem Chef des vor allem durch seine Elektronikketten Media Markt und Saturn bekannten Elektronikhändlers, Jörn Werner, droht nach nur siebeneinhalb Monaten an der Konzernspitze der Rauswurf.
Der Ceconomy-Aufsichtsrat werde am Donnerstag über «eine mögliche vorzeitige Beendigung der Bestellung des Vorstandsvorsitzenden» beraten, teilte das Unternehmen am Dienstagabend in einer Ad-hoc-Mitteilung mit. Eine Entscheidung solle noch am selben Tag fallen.
Ceconomy steckt seit geraumer Zeit in der Krise - nicht zuletzt wegen des harten Wettbewerbs im Online-Handel. Im vergangenen Jahr schockierte das Unternehmen die Börse gleich mehrfach mit Gewinnwarnungen. Der langjährige Konzernchef Pieter Haas und sein Finanzvorstand Mark Frese mussten deshalb ihren Hut nehmen.
Abhilfe schaffen sollte eine neue Führungsspitze mit Werner und dem ebenfalls neuen Media-Markt-Saturn-Chef Ferran Reverter. Reverter hat praktisch sein gesamtes Berufsleben in dem Elektronikkonzern verbracht und gilt als hart durchgreifender Manager. Werner wurde als neuer Chef des Mutterkonzerns Ceconomy von aussen geholt. Zuvor stand er von 2015 bis 2018 an der Spitze der Werkstattkette ATU. Davor verantwortete er die Neuausrichtung der Elektronik-Handelskette Conrad Electronic.
Die neue Führung verordnete dem Elektronikhändler ein drastisches Sparprogramm, bei dem hunderte Stellen in der Verwaltung abgebaut werden sollten. Die Geschäfte liefen dennoch weiterhin eher schlecht. So stagnierte der Umsatz von Ceconomy im dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2018/19 (April bis Juni) bei 4,6 Milliarden Euro. Im Online-Geschäft kam der Händler nach zweistelligen Wachstumsraten in den Vorquartalen nur noch auf ein Plus von 1,7 Prozent.
Gleichzeitig gab es immer wieder Berichte über Meinungsverschiedenheiten und fehlende Absprachen zwischen den beiden Topmanagern. Das Manager Magazin sprach sogar von einem «Kampf der Ceconomy-Sanierer».
Hinter vorgehaltener Hand beschuldigten sich beide Seiten am Mittwoch wechseitig die Verantwortung für die aktuelle Eskalation zu tragen. Während auf der einen Seite Media Markt Saturn unterstellt wurde, nicht genug Veränderungsbereitschaft zu zeigen, wurde von anderer Seite gestreut, Werner habe die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt.
Die Personalquerelen treffen den Konzern zur Unzeit. Denn eigentlich müsste sich der Elektronikhändler jetzt auf die wichtigsten Wochen des Jahres mit den Rabattschlachten am Black Friday und dem Weihnachtsgeschäft in den folgenden Wochen vorbereiten.
An den Börsen kam die Ankündigung des Konzerns denn auch nicht gut an. Die Aktie des Elektronikhändlers verlor am Mittwoch bis zum Mittag rund fünf Prozent an Wert. Der Analyst Volker Bosse von der Baader Bank urteilte, die Diskussion über eine Umbesetzung sei «weder für das operative Geschäft in den Filialen noch für das Ansehen der Media-Markt- und Saturn-Holding hilfreich».
Gleichzeitig übte er grundsätzliche Kritik an der bisherigen Aufstellung des Konzerns. Die Holding habe ihren Sitz in Düsseldorf. Die Tochter Media-Saturn, die über 90 Prozent des Gewinns erwirtschaftet, sei dagegen in Ingolstadt beheimatet. Dadurch sei das Management der Holding zu weit weg vom Tagesgeschäft.