Mehrere Verletzte bei Angriff auf Kamerateam der ZDF-«heute-show» in Berlin
Nach dem gewaltsamen Angriff auf ein Kamerateam der ZDF-Satiresendung «heute-show» am 1. Mai in Berlin sind die Tatverdächtigen wieder auf freiem Fuss.
Das Wichtigste in Kürze
- Keine Haftbefehle gegen Tatverdächtige erlassen.
Es seien keine Haftbefehle erlassen worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft Berlin am Samstagabend im Online-Dienst Twitter mit. Es bestünden «kein dringender Tatverdacht bzw. keine Haftgründe». Die Attacke in Berlin-Mitte wurde einhellig verurteilt.
Die Motive der Angreifer blieben zunächst unklar. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Samstag im rbb-«Inforadio». Nach Dreharbeiten zum Demonstrationsgeschehen am 1. Mai sei das ZDF-Team laut Slowik aus einer Gruppe von etwa 20 Vermummten heraus attackiert worden. «Das war ein feiger Angriff», sagte Slowik. Sechs Tatverdächtige - vier Männer und zwei Frauen - wurden festgenommen. Sie wurden am Samstag wieder aus dem Gewahrsam entlassen.
Den Ermittlungen zufolge wurden die Mitglieder des ZDF-Teams geschlagen, offenbar auch mit einer Metallstange. Am Boden liegend seien sie getreten worden. Nach Angaben des ZDF wurden sechs Mitarbeiter verletzt. «Neben dem Redakteur, dem Kameramann und dem Kameraassistenten wurden drei Security-Mitarbeiter, die das Kamerateam begleitet hatten, im Krankenhaus behandelt», erklärte der Sender am Samstagabend. «Alle sechs haben das Krankenhaus bereits gestern wieder verlassen.» Die Polizei sprach hingegen von vier Verletzten.
Der Vorfall ereignete sich bei Dreharbeiten für die «heute-show» in Berlin-Mitte. Dem ZDF zufolge wurden die Mitarbeiter angegriffen, als sie auf dem Weg zu ihren Fahrzeugen waren. ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler verurteilte die Tat. «Die Pressefreiheit ist - gerade in diesen Tagen - ein hohes Gut», erklärte Himmler. «Unsere Sorge gilt nun jedoch zuallererst den Teammitgliedern und ihrer Gesundheit.»
«Wir sind schwer betroffen und wünschen den Kollegen eine schnelle Genesung», erklärte die Redaktion der «heute-show» auf Twitter. «Mehrere Teammitglieder sind im Krankenhaus, unser Reporter Abdelkarim ist unverletzt.»
Der Kabarettist Abdelkarim Zemhoute selbst bedankte sich auf Twitter für die grosse Anteilnahme und wünschte den verletzten Teammitgliedern gute Besserung. Unter ihnen waren auch eigens vom ZDF engagierte Sicherheitsleute.
«Wir stehen auf Eurer Seite», schrieb Aussenminister Heiko Maas (SPD) ebenfalls auf Twitter. Er nannte den Angriff «erschreckend». «Ein Angriff gegen Medien ist ein direkter Angriff auf unsere Demokratie», schrieb Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt in dem Internetdienst und forderte eine schnelle Aufklärung.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) reagierte entsetzt auf den Angriff. «Ich wünsche den Kolleginnen und Kollegen, die bei der Attacke verletzt wurden, gute und schnelle Genesung», sagte der DJV-Vorsitzende Frank Überall. «Das war ein feiger und durch nichts zu rechtfertigender Überfall auf Journalisten, die ihrer Aufgabe der Berichterstattung nachgekommen sind.»
Ähnlich äusserte sich die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU): «Das war ein Angriff auf die Pressefreiheit, der nicht zu rechtfertigen ist und aufgeklärt werden muss. Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden.»
Die «heute-show» wurde am Freitagabend ausgestrahlt. Der Vorfall in Berlin wurde in der Sendung aber nicht thematisiert, da diese schon am frühen Nachmittag aufgezeichnet worden war. Die Dreharbeiten in Berlin waren für die nächste Sendung vorgesehen.