Im Vatikan beginnen die Vorbereitungen für die Trauerfeiern zum Tod von Benedikt XVI. Indes haben wichtige Persönlichkeiten der Politik und hohe Geistliche des gestorbenen Papa Emeritus gedacht.
Während Gläubige weltweit um Benedikt XVI. trauern, bereitet der Vatikan die Trauerfeiern vor.
Während Gläubige weltweit um Benedikt XVI. trauern, bereitet der Vatikan die Trauerfeiern vor. - Federico Gambarini/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die katholische Kirche und viele Gläubige auf der ganzen Welt gedenken des emeritierten Papstes Benedikt XVI.
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Der am Silvestermorgen gestorbene frühere Pontifex sei eine «so edle, so sanfte Person» gewesen und ein Geschenk für die Kirche, sagte Papst Franziskus am Samstagabend über seinen Vorgänger. Während er als Oberhaupt der Katholiken am Neujahrstag mit einer Messe das Jahr einläutet, laufen im Vatikan bereits die Vorbereitungen für die Trauerfeierlichkeiten und die Beisetzung Benedikts.

Am Sonntag werden die sterblichen Überreste des gebürtigen Bayern noch im Kloster Mater Ecclesiae behalten, das er seit 2013 bewohnt hatte und in dem er nun starb, ehe sie in den Petersdom kommen. Dort wird Benedikt von Montag bis Mittwoch aufgebahrt. Am Donnerstag folgen dann die Trauerfeier auf dem Petersplatz und die Beisetzung an der Seite anderer Päpste in der Krypta unterhalb der Petersbasilika.

Zu dem Requiem am Donnerstag werden in Rom bis zu 60.000 Besucher erwartet. Von Montag bis Mittwoch dürften demnach täglich bis zu 35.000 Gläubige in den Petersdom kommen. Die Trauerfeiern für Papst Johannes Paul II. hatten 2005 ganz andere Dimensionen: Damals wollten mehrere Millionen Pilger in Rom dabei sein. Benedikt selbst wünschte sich bescheidene Feiern.

Weltweit erinnerten Politiker und Geistliche an den Mann, der von 2005 bis 2013 Papst gewesen war, nachdem er schon mehr als zwei Jahrzehnte lang der mächtigen Glaubenskongregation vorgestanden hatte. «Papst Benedikt XVI. wird als einer der ganz grossen Denker unseres Zeitalters in die Geschichte eingehen und als der Gelehrtenpapst auf der Cathedra Petri», sagte Kardinal Gerhard Ludwig Müller der Deutschen Presse-Agentur. Kardinal Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, würdigte ihn als «Identifikationsfigur».

Erster deutscher Papst seit knapp 500 Jahren

Joseph Ratzinger, wie sein bürgerlicher Name lautete, wurde in Oberbayern geboren und am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt – als erster Deutscher seit etwa 480 Jahren. In seinem Pontifikat führte Benedikt den konservativen Kurs seines Vorgängers fort. Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Seine Amtszeit wurde von dem Missbrauchsskandal überschattet, der die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzte. 2013 erregte Benedikt grösstes Aufsehen, indem er als erster Papst seit mehr als 700 Jahren freiwillig zurücktrat. Auf ihn folgte der Argentinier Jorge Bergoglio als Papst Franziskus. Benedikt lebte seitdem zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erinnerte am Samstagabend in der Sendung «ZDF spezial» an die Reaktionen in Deutschland auf die Wahl Ratzingers: «Die Begeisterung war riesig, dass nach Jahrhunderten wieder ein Deutscher Papst geworden ist.» Diese Begeisterung sei mit der Zeit abgeebbt. «Denn wir haben uns nicht leicht getan als Landsleute mit diesem Papst, schon als er Präfekt der Glaubenskongregation war. Und Papst Benedikt hat es uns auch nicht leicht gemacht dadurch, dass er das Evangelium verkündet hat – ob gelegen oder ungelegen.»

Merkel über Benedikt: Streitbar und bedeutend

Alt-Kanzlerin Angela Merkel nannte Benedikt «einen der streitbarsten und bedeutendsten religiösen Denker unserer Zeit». Der britische König Charles III. hob dessen Engagement «für Frieden und Wohlwollen für alle Menschen» hervor. US-Präsident Joe Biden meinte, Benedikt werde «als renommierter Theologe in Erinnerung bleiben, der sich ein Leben lang mit Hingabe für die Kirche einsetzte und sich dabei von seinen Prinzipien und seinem Glauben leiten liess».

«Die Rolle von Papst Benedikt in der modernen Kirchengeschichte war einzigartig, sein Wirken besonders in Bayern profund», sagte Charlotte Knobloch, die frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland. «Seine Spuren werden lange erkennbar sein, und er selbst wird unvergessen bleiben.»

An vielen Orten in Deutschland wurden für Benedikt Kerzen angezündet, etwa in seinem Heimatort Marktl am Inn und im Kölner Dom. Von Montag an liegt ein Kondolenzbuch in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin aus. Trauernde könnten sich eintragen, teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Samstag in Bonn mit.

Benedikts letzten Worte

Nachdem Benedikt schon seit vielen Monaten körperlich immer schwächer geworden war und zuletzt kaum noch sprechen konnte, verschlechterte sich sein Zustand über die Weihnachtstage weiter. Am Samstagmorgen starb er dann im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten. Dem Vernehmen nach schlief er friedlich ein.

Seine letzten Worte seien «Jesus, ich liebe dich» gewesen, berichtete die argentinische Zeitung «La Nación» unter Berufung auf informierte Quellen. Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein informierte gleich nach seinem Tod Papst Franziskus, wie das für gewöhnlich gut über den amtierenden Pontifex informierte Blatt weiter schrieb. Der 86 Jahre alte Argentinier sei zehn Minuten später im Kloster Benedikts gewesen und habe dort schweigend an dessen leblosem Körper gebetet.

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