Cessna-Absturz: Unternehmer flog erst seit kurzem wieder
Über der Ostsee war am Sonntagabend eine Cessna ins Meer gestürzt. Unfall-Pilot Peter G.* durfte erst seit kurzem wieder hinter dem Steuer sitzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine von Spanien nach Köln gestartete Cessna stürzte am Sonntagabend in die Ostsee.
- Nach dem Start meldete der Pilot Druckprobleme in der Kabine, danach brach der Kontakt ab.
- Laut den Rettungsbehörden gibt es wohl für die Insassen des Flugzeugs keine Hoffnung mehr.
Nach dem Absturz eines Kleinflugzeuges über der Ostsee sind weiterhin viele Fragen offen. Klar ist: Der Privatflieger war auf dem Weg vom südspanischen Jerez de la Frontera nach Köln, änderte dann aber aus unbekanntem Grund den Kurs und stürzte schliesslich ab.
Gamäss der schwedischen Zeitung «Aftonbladet» ist nun klar, wer an Bord gewesen ist. Es soll sich um den Deutschen Peter G.* (72) sowie dessen Frau Juliane G.* (68), die gemeinsame Tochter Lisa G.* (26) und deren Lebensgefährten (27) handeln.
Peter G. war ein bekannter Unternehmer und Karnevalist in Köln. Er soll das Flugzeug gesteuert haben.
Besonders tragisch: Peter G. war vor dem Unglück lange Zeit schwer krank und erst seit kurzem wieder wohlauf. Voller Freude verkündete er gemäss «Focus» seinen Bekannten: «Ich darf jetzt wieder fliegen!»
Fliegen bedeutete Peter G. sehr viel. So oft er konnte, setzte er sich hinters Steuer einer Privat-Maschine und jetete zum Beispiel zu seinem Ferienhaus im spanischen Süden. «Nun ist ihm seine Leidenschaft offenbar zum Verhängnis geworden, ich bin erschüttert», sagt Hans Kölschbach, Präsident der Altstädter-Garde zu «Focus».
Schwedischer Rettungsdienst versucht vergeblich, Kontakt aufzunehmen
Die Maschine wurde zum Absturz-Zeitpunkt von niemandem gesteuert. Offenbar soll es Probleme mit dem Druck an Bord gegeben haben. Alle Passagiere wurden wohl ohnmächtig.
Lina Buurstra, Leiterin des schwedischen Rettungsdienstes, befand sich an der Funkposition und hatte den Alarm ausgelöst. Kurz danach stürzte der Privat-Flieger in die Ostsee.
«Es ist so unglaublich tragisch», so Buurstra zur schwedischen Zeitung «Aftonbladet». Bis zum Schluss verfolgte sie das Unfallflugzeug und versuchte, es zu retten. Ohne Erfolg.
Als die Cessna in den schwedischen Luftraum eindrang, befürchteten die Behörden, dass sie nahe der Insel Gotland abstürzen könnte. Man zog die Rettungsdienste herbei. «Mayday relay, mayday relay, this is Sweden rescue», ist im Notruf zu hören.
Media reports indicate that OE-FGR was not reachable by air traffic control authorities for some time. Just a few moments ago, we stopped receiving signals from the aircraft. Final altitude received was 2100 ft at -8000fpm descent. https://t.co/iIVNoMNksW pic.twitter.com/EbRUhqCGLm
— Flightradar24 (@flightradar24) September 4, 2022
Doch das Flugzeug antwortet nicht. Obwohl man den Jet immer wieder anfunkt, meldet sich niemand bei den Rettungskräften.
Buurstra: «Als wir wussten, dass dem Flugzeug der Treibstoff ausgehen könnte, beschlossen wir, zu warnen. Es ist eine ziemlich geschäftige Gegend mit vielen Schiffen, das ist an sich schon riskant. Wir wollen also die Schiffe warnen, dass ein Flugzeug im Anflug sein könnte.»
Auch dank ihrer Arbeit, ist danach kein Schiff in Gefahr. Die Cessna stürzte dann nahe der lettischen Küste ins Meer.
Die Zeitung «El País» berichtete unter Berufung auf spanische, mit dem Vorfall vertraute Quellen, von einer deutschen Familie, der die Maschine gehört haben soll. Nach Informationen der österreichischen Nachrichtenagentur APA war der Jet in Österreich registriert und auf ein deutsches Unternehmen zugelassen.
Was passierte an Bord?
Ersten Erkenntnissen zufolge war der Pilot also womöglich bewusstlos geworden. Ein Experte für Luftsicherheit, Hans Kjäll, sagte der schwedischen Nachrichtenagentur TT, Druckprobleme könnten dazu geführt haben, dass die Passagiere das Bewusstsein verloren hätten. Gerade in Höhen, in denen Kleinflugzeuge unterwegs seien, könne dies schnell passieren.
Bei dem Flugzeug handelte es sich um eine Cessna 551, wie die schwedische Zeitung «Dagens Nyheter» berichtete. Die Maschine flog über die Insel Rügen hinaus, gelangte in den schwedischen Luftraum, flog südlich von Gotland und setzte ihren Geisterflug weiter in Richtung des Golfs von Riga fort. Dann stürzte sie ins Meer. Eigentlich hätte das Flugzeug am frühen Abend am Flughafen Köln-Bonn landen sollen.
«Bild» berichtete, die Maschine habe nach dem Start im südspanischen Jerez Druckprobleme in der Kabine gemeldet. Demnach brach der Kontakt zum Boden kurz hinter der iberischen Halbinsel ab. Der Irrflug der Privatmaschine löste Einsätze von Eurofightern der Bundeswehr sowie von Kampfjets anderer europäischer Länder aus.
Die deutsche Luftwaffe teilte im Onlinedienst Twitter mit, die Cessna habe den deutschen Luftraum durchflogen. Eurofighter seien von mehreren Standorten aufgestiegen, um die Maschine zu begleiten.
Auch Kampfjets aus Frankreich, Dänemark und Schweden wurden losgeschickt. Sie sollten Kontakt zum Piloten des Privatflugzeugs aufnehmen, was aber nicht gelang. Nach Angaben sowohl der französischen als auch der schwedischen Armee konnten ihre Piloten niemanden im Cockpit der Cessna sehen. Auch die Versuche der Kontaktaufnahme per Funk seien fehlgeschlagen.
Wohl keine Hoffnung für die Insassen
Die Küstenwache habe Ölspuren auf dem Wasser und kleinere Trümmerteile entdeckt, sagte Johan Ahlin von der schwedischen maritimen Rettungsbehörde dem schwedischen Sender STV zufolge. Für die Insassen des Flugzeugs gebe es wohl keine Hoffnung. Sterbliche Überreste wurden zunächst nicht gefunden, wie der Leiter der schwedischen Such- und Rettungsmission, Lars Antonsson, der Nachrichtenagentur AFP mitteilte.
*Name bekannt